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Sparzwang bei VHS Göttingen: Abiturklassen fallen weg und Fachbereiche drohen!

Göttingen. Der finanzielle Druck auf die Volkshochschule Göttingen-Osterode hat weitreichende Konsequenzen. Die Einrichtung muss nicht nur das Geismar-Zentrum schließen, sondern auch ihre Abiturangebote einstellen. Geschäftsführerin Carola Müller erklärt, dass die Abiturklassen unter den geltenden Sparauflagen nicht mehr tragbar sind. Viele der Schüler, die keinen Abschluss besitzen, haben Schwierigkeiten, sich über die dreijährige Laufzeit der Programme zu motivieren, was zu einer hohen Abbrecherquote führt.

Die Statistiken sprechen für sich: Während zu Beginn eines Abiturkurses zwischen 15 und 20 Schüler eingeschrieben sind, verbleiben beim Abschluss lediglich acht bis zehn. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es für die Volkshochschule nicht tragbar, über einen solch langen Zeitraum viele Pädagogen für eine so kleine Anzahl von Teilnehmern zu beschäftigen.

Direkte Folgen der Einsparmaßnahmen

Die Teilnehmer, die nicht das Abitur erreichen, wechseln häufig in Haupt- oder Realschulklassen. Dies zeigt, dass die Volkshochschule vor der Herausforderung steht, das Hauptziel der Erwachsenenbildung zu wahren: Mehr Menschen einen Bildungsabschluss ermöglichen. Müller unterstreicht, dass die Notwendigkeit weiterer Einsparungen dazu führen könnte, dass ganze Fachbereiche wegfallen, was nicht nur die Qualität des Bildungsangebots gefährdet, sondern auch zu Entlassungen führen könnte.

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Die Stadt Göttingen hat Vorgaben erteilt, die es erforderlich machen, dass die Volkshochschule 200.000 Euro einsparen muss. Müller warnt jedoch, dass das mit den aktuellen Maßnahmen nicht ausreichen könnte, um zusätzliche Einsparungen zu vermeiden. "Wenn weitere Einsparungen erforderlich sind, werden wir ganze Fachbereiche schließen müssen", sagt sie und betont die Wichtigkeit von Planungssicherheit in dieser angespannten finanziellen Lage.

Zuwendungen und neue gesetzliche Auflagen

Ein weiterer Aspekt, der das finanzielle Gleichgewicht der Volkshochschule gefährdet, sind die unsicheren "dynamischen Zuwendungen", die bis 2027 nicht garantieren werden, eine feste Einnahmequelle darzustellen. Der Geschäftsführer weist darauf hin, dass die Stadt gegenwärtig Zuwendungen auf Grundlage eines Sockelbetrages und einer dynamischen Komponente erhält. Diese Komponente ist an die Gehälter der festangestellten Mitarbeiter gekoppelt, die, wie Müller betont, angemessen vergütet werden sollen.

Zusätzlich haben rechtliche Neuerungen durch die Erhöhung der unternehmerischen Risiken die Situation der Volkshochschule weiter kompliziert. Auch wenn die Nachfrage nach Deutschkursen aufgrund des Ukrainekriegs gestiegen ist, müssen diese aufgrund der zwingenden gesetzlich vorgeschriebenen Anpassungen reduziert werden. Müller erklärt, dass die neue Regelung zur Beurteilung von Selbstständigen dazu führt, dass viele freie Dozenten nicht mehr als sozialversicherungspflichtig gelten, was deren Einnahmen drastisch beeinträchtigen kann. Die VHS hat daher den Plan, möglichst viele der bisherigen Honorarkräfte fest anzustellen, was aber zusätzliche Kosten verursacht und eine langfristige Planung erfordert, die derzeit kaum möglich ist.

In Göttingen scheinen diese Einsparmaßnahmen und gesetzlichen Änderungen ein erheblicher Stressfaktor für die Volkshochschule zu sein. Die Geschäftsführerin befürchtet, dass im schlimmsten Fall die Schließung ganzer Fachbereiche drohen könnte, wenn keine adäquate Lösung in Sicht ist. Abschließend sagt Müller: „Wir wollen nicht Gefahr laufen, Pädagogen anzustellen und sie dann in drei Jahren wieder entlassen zu müssen.“ Das verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen die VHS steht, während sie versucht, ihrer Mission in der Bildungslandschaft gerecht zu werden.


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Göttingen, Deutschland
Quelle
goettinger-tageblatt.de

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