Die Arbeit kann manchmal mehr Stress als Freude bereiten, insbesondere in sogenannten „toxischen Berufen“. Rolf Schmiel, Psychologe und TV-Moderator, hat sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und zeigt in seinem Buch „Toxic Jobs“, was es bedeutet, einen job zu haben, der die Seele vergiftet. In einem Interview erklärt er, welche Anzeichen auf eine toxische Arbeitsumgebung hindeuten und wie Betroffene dagegen ankämpfen können.
Toxische Jobs sind solche, bei denen die psychische Stabilität eines Mitarbeiters ernsthaft gefährdet ist. Schmiel beschreibt, dass die Belastung durch die Arbeit so hoch ist, dass die Mitarbeiter kaum noch in der Lage sind, ihren Aufgaben am Arbeitsplatz gerecht zu werden. Manchmal sind es nicht nur die Arbeitsanforderungen, sondern auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, die belastend wirken. Ein bedeutender Punkt ist, dass die menschlichen und sozialen Aspekte im beruflichen Umfeld häufig vernachlässigt werden.
Was macht einen Job toxisch?
Die Kombination aus überhöhten Erwartungen und einem unzureichenden sozialen Umfeld ist entscheidend. Schmiel hebt hervor, dass in sozialen Berufen, wie in der Pflege, oft zu wenig Personal vorhanden ist. Wenn die Mitarbeiterzahl aufgrund von Krankheitsausfällen sinkt, wird von den verbleibenden Angestellten erwartet, die gleiche Menge an Arbeit zu leisten, was zu einem bemerkenswert höheren Krankenstand führt. Diese „Kaskade des Unerträglichen“ führt nicht nur zu emotionalen, sondern auch körperlichen Beschwerden.
Wie merkt man, ob man in einem toxischen Job steckt? Laut Schmiel sind Anzeichen wie Schlafstörungen, Angstzustände und eine generelle Gereiztheit Indikatoren dafür, dass die Arbeit negativ auf das geistige Wohlbefinden auswirkt. Außerdem nehmen gerade Frauen häufig schneller psychische Belastungen wie Burnout wahr, während Männer dazu neigen, gesundheitliche Probleme zu ignorieren, bis es zu ernsthaften Konsequenzen wie Herzproblemen oder anderen ernsten Erkrankungen kommt.
Warnzeichen und eigene Strategien
Es gibt bestimmte Warnsignale, die auf eine toxische Atmosphäre hinweisen können. Schmiel erläutert, dass es oft damit beginnt, dass die Anforderungen an die Mitarbeiter enorm steigen, während gleichzeitig ein Mangel an Unterstützung im Team entsteht. Wenn der Druck so hoch ist, dass die Kollegen sich gegenseitig attackieren, anstatt zusammenzuarbeiten, ist das ein klares Zeichen für eine problematische Arbeitsumgebung.
Schmiel empfiehlt, aktiv an der eigenen Gesundheit zu arbeiten. Dazu gehört, sich sportliche Auszeiten zu nehmen oder nach der Arbeit entspannende Aktivitäten zu suchen. Er rät dazu, bei Problemen im Job zu kommunizieren und das Gespräch mit Kollegen zu suchen, um zu klären, ob das eigene Empfinden allgemein oder individuell ist. Gemeinsam auftretende Probleme haben häufig eine starke Wirkung und können Veränderungen in der Unternehmensstruktur anstoßen.
Bei einem Gespräch mit dem Chef sollte der Fokus darauf liegen, konstruktive Lösungen zu präsentieren. Statt sich als „fällt mir zu viel auf”, sollte man umgestaltete Arbeitsstrukturen und Verbesserungsvorschläge für das Unternehmen anbringen. Die Ansprache ist entscheidend, denn eine positive und lösungsorientierte Kommunikation wird häufig besser aufgenommen.
Wenn alle Selbsthilfemaßnahmen nicht fruchten, ermutigt Schmiel dazu, auch einen Wechsel in Betracht zu ziehen, selbst wenn man über 50 Jahre alt ist. Es gibt viele Möglichkeiten und Chancen auf dem Arbeitsmarkt, sodass es sich lohnt, nach Alternativen zu suchen. Denn, wie Schmiel anschaulich zusammenfasst, gibt es immer „etwas Besseres als den Tod”.
Rolf Schmiel ist nicht nur Psychologe, sondern auch als Autor und Berater für Unternehmen tätig. Sein Engagement hilft, die Problematik toxischer Berufe ins Licht zu rücken.
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