An einem Abend im Oktober vor drei Jahren fasste der Münchner Benjamino G. die Regeln des Daseins in Deutschland zusammen. „Das Wichtigste hier ist es, die Steuern zu zahlen“, verkündete er seinen Eltern, während er sich mit ihnen im Auto fortbewegte. Doch hinter dieser Fassade der Legalität steht ein dunkles Geheimnis. Benjamino G. und seine Partner, die eine Autopflegefirma betreiben, stehen im Verdacht, weit mehr als Fahrzeuge zu reinigen. Ermittelt vom bayerischen Landeskriminalamt, entpuppte sich ihr Geschäftsmodell als Teil eines gefährlichen Mafia-Netzwerks.
Die vermeintlich harmlose Autopflegefirma, die in den Parkhäusern dreier Einkaufszentren agiert, könnte sich als Geldwäscher im Dienste der ’ndrangheta entpuppen. Am 3. Mai 2023 wurde Benjamino G. in einer umfassenden Antimafia-Operation mit dem Namen „Eureka“ verhaftet. Der Prozess gegen ihn und über 100 weitere Beschuldigte in Kalabrien umfasst schwerwiegende Vorwürfe wie Drogenhandel und Geldwäsche. Wertvolle Informationen über ihre illegalen Geschäfte erlangten die Ermittler durch ein Netz aus Undercover-Agenten, die Verbindungen zu kalabrischen Clanmitgliedern aufbauten. Diese Agenten deckten auf, dass das finanzielle System Deutschlands von den Mafiosi aus San Luca missbraucht wird.
Ein geheimer Plan
In abgehörten Gesprächen äußert Benjamino G. Unruhe über eine Nachzahlung von 30.000 Euro an das Finanzamt und plant, Geld aus einem geheimen Tresor in Italien zu holen. Die Ermittlungen zeigen, dass die gefälschten Einnahmen der Autopflegefirma unhaltbar sind: Bei nur zwei Kunden am 8. März 2021 verzeichneten sie 15.653,30 Euro im Kassenbuch. Um Geld aus Drogenverkäufen zu waschen, machten sich die Betroffenen einen ganzen Plan, bei dem Steuern als Blankoscheck für das Verstecken krimineller Gewinne dienen.
Während die Operation gegen das Münchner Mafia-Netzwerk voranschreitet, gestaltet sich die Beschaffung von Kokain über internationale Kontakte als lukratives Geschäft. Die Ermittler entdeckten verschlüsselte Chats, in denen der wahre Mechanismus des Drogenhandels beschrieben wird: Millionenumsätze, Riesengewinne, und das alles im Schatten der Autopflege. Die Geschäfte laufen weiterhin, und die beiden verbleibenden Filialen der Firma bieten ihre Dienste unverzagt an, während die Drahtzieher im Hintergrund die Fäden ziehen.