Die Welt des öffentlichen Nahverkehrs zieht viele Menschen in ihren Bann, und eine besonders faszinierende Rolle spielt dabei der Straßenbahnfahrer. Im norddeutschen Schwerin ist Marvin Köhlke auf dem Weg, diesen Beruf zu erlernen. An einem nasskalten Morgentag macht er mit seinem Fahrlehrer René Mihm eine erste Fahrstunde in der Straßenbahn. Der 22-jährige geht mit großen Erwartungen in seine Ausbildung, die für ihn einen Traum verwirklicht – das Führen eines großen Fahrzeugs.
Im Betriebshof des Nahverkehrs im Haselholz wird der Bordcomputer der Straßenbahn eingestellt. Dies ist ein wichtiger Schritt, da die Leitstelle immer informiert ist, wo sich das Fahrzeug gerade befindet. „Die Fahrgäste erhalten so die richtigen Ansagen“, erklärt Fahrlehrer Mihm. Trotz der schlechten Witterung und der leeren Sitze ist die Aufregung spürbar; Marvin sitzt konzentriert hinter dem Steuer und hält seine Hand am „Sollwertgeber“, dem Hebel, der ihm ermöglicht, die Geschwindigkeit zu steuern.
Fahrten durch die Stadt
Mit einem sanften Ruck rollt die Straßenbahn aus dem Betriebshof. Marvin fährt mit Bedacht, stoppt an den Haltestellen wie Ludwigsluster Chaussee und Dreescher Markt. Dabei ist die Anwesenheit des Fahrlehrers unerlässlich; Mihm überwacht die Geschwindigkeit und darauf, dass Marvin immer das gesamte Verkehrsgeschehen im Blick hat. „Eine Straßenbahn kann nicht ausweichen, also ist vorausschauendes Fahren das A und O“, betont Mihm.
Nach einer Stunde kehren sie zurück zur Basis. „Das war gut, aber du musst beim Abwarten an den Haltestellen noch geduldiger sein“, zeigt sich der Fahrlehrer zufrieden, während sie die Weiche stellen. Marvin erhält auch die Gelegenheit, das richtige Gleis für das Abstellen der Straßenbahn auszuwählen, was zusätzlich die praktische Ausbildung vertieft.
Umfassende Ausbildung für Straßenbahnfahrer
Die Ausbildung zum Straßenbahnfahrer ist umfassend. Sie umfasst nicht nur das Fahren selbst, sondern auch das Wissen um das gesamte System, einschließlich theoretischer Kenntnisse, die die Bedienungsanleitung und die Dienstvorschriften abdecken. Diese praktischen und theoretischen Elemente sind entscheidend, damit die angehenden Fahrer auch in schwierigen Situationen, wie einem technischen Problem, richtig handeln können.
Marvin freut sich nicht nur über das Fahren; er sieht auch den Kontakt zu den Fahrgästen als wichtigen Aspekt seines zukünftigen Berufs. Er wird nicht nur Straßenbahn fahren, sondern plant auch, einen Busführerschein zu erwerben. Bei einer Straßenbahn von bis zu 60 Metern Länge geht es schließlich um mehr als nur das Fahren – es geht um Verantwortung und Sicherheit im möglichsten Maß.
Nach bestandener Prüfung erhält jeder Absolvent zunächst einen vorläufigen Führerschein. Um den endgültigen Schein zu bekommen, müssen sie zusätzlich 72 Dienststunden mit einem erfahrenen Fahrer absolvieren. Das gewährleistet, dass die neuen Fahrer bestens vorbereitet in den anspruchsvollen Alltag eines Straßenbahnfahrers starten können.
Die Straßenbahnfahrerausbildung ist also nicht nur eine einfache Schulung, sondern ein tief gehender Prozess, der Engagement, Geduld und Disziplin voraussetzt. Marvin Köhlke zeigt sich optimistisch und bereit für die Herausforderungen, die noch vor ihm liegen. Schließlich erfüllt er sich nicht nur einen Berufswunsch, sondern wird auch Teil eines Systems, das vielen Menschen täglich den Weg erleichtert.
Für weitere Informationen zu dieser Ausbildung und den täglichen Herausforderungen im Nahverkehr, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.nordkurier.de.
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