In Wiesbaden wurde ein bemerkenswertes Pilotprojekt ins Leben gerufen, das jungen Auszubildenden helfen soll, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Die Wohnbaugesellschaft GWW hat gemeinsam mit dem Wohnungsdezernat der Stadt Wiesbaden einen neuen Weg eingeschlagen, um den Ansprüchen von Azubis gerecht zu werden. Besonders interessant ist die Geschichte von Jannik Faust, einem 16-jährigen angehenden Busfahrer, der seine Träume nun in der hessischen Landeshauptstadt verwirklichen kann.
Jannik kommt ursprünglich aus Kaiserslautern und hat sich schon früh dafür entschieden, Busfahrer zu werden. Bei der ESWE Verkehr hat er nun die Chance, seine Leidenschaft in die Tat umzusetzen. „Ich lerne nicht nur das Fahren, sondern auch, wie die Leitstelle und die Werkstatt funktionieren“, erklärt er. Ein besonders innovatives Ausbildungsmodell sieht vor, dass die Azubis während ihrer dreijährigen Ausbildung vier Tage in einer Fachstelle arbeiten und an einem Tag weiterhin Bus fahren, um im Notfall aushelfen zu können.
Bezahlbare Wohnmöglichkeiten für Azubis
Bevor Jannik in seine neue Wohnung eingezogen ist, hatte er in Wiesbaden große Schwierigkeiten, eine geeignete Unterkunft zu finden. Ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft musste er aufgrund eines Wasserschadens absagen. Doch die intensive Suche nach einer Alternative hatte ein Ende, als er von dem Pilotprojekt der GWW erfuhr. Dieses Projekt sieht Wohnraum für Azubis in verschiedenen Größen vor – von einem bis zu vier Zimmern – und zu Preisen ab 350 Euro inklusive Nebenkosten. Diese Preise sind während der gesamten Ausbildungszeit festgelegt.
Sein neues Zuhause, ein gemütliches 30 Quadratmeter großes Ein-Zimmer-Apartment mit Balkon, befindet sich in der Nähe des Schiersteiner Hafens. „Ich bin froh über die Entscheidung, hierher zu ziehen“, betont Jannik. Im Vergleich zu seinem früheren Leben in einem familiären Fünf-Personenhaushalt hat er nun die Ruhe, die er braucht, um sich auf seine Ausbildung zu konzentrieren. Die Renovierung seines neuen Zuhauses hat seinen Ansprüchen entsprochen: neue Küche, Fliesen und Böden haben ihm den Einzug erleichtert.
Jannik stellt fest, dass das Führen eines eigenen Haushalts jedoch auch einiges an Aufwand mit sich bringt. „Ich hätte nie gedacht, dass es so viel Arbeit ist“, sagt er lachend. Regelmäßiges Putzen, Wäsche waschen und Kochen stehen nun auf seiner To-Do-Liste. Um seinen Alltag besser zu planen, denkt er darüber nach, sich ein Tiefkühlgerät anzuschaffen, um nicht mehrmals die Woche dieselbes Gericht essen zu müssen.
Mietverträge über die Ausbildungsbetriebe
Der Mietvertrag für Janniks Wohnung läuft nicht direkt auf ihn, sondern wird über die ESWE Verkehr abgeschlossen. Dies ist Teil des Pilotprojekts, das darauf abzielt, den Firmen nach der Ausbildung die Möglichkeit zu geben, die Wohnungen an neue Azubis weiterzugeben oder sie zurück an die GWW zu geben. Momentan sind maximal 29 Wohnplätze für Azubis vorgesehen, doch die Stadtstrebt an, diese Zahlen langfristig zu erhöhen.
Bislang ist Jannik der erste und einzige Azubi, der von diesem Projekt profitiert, aber die GWW plant weitere Vertragsabschlüsse. Im Oktober und November könnten außerdem zwei zusätzliche Auszubildende in das Projekt einsteigen. Die Resonanz auf dieses Vorhaben ist bis jetzt positiv, wird allerdings teilweise von der Gewerkschaft kritisiert, die einen gerechteren Vergabeprozess anmahnt.
Das pilote Wohnprojekt stellt einen wichtigen Schritt dar, um der jungen Generation von Fachkräften in Wiesbaden eine stabile Grundlage zu bieten, damit sie ihre beruflichen Träume verfolgen können, ohne sich Sorgen um die Wohnsituation machen zu müssen. Jannik fühlt sich bereits nach kurzer Zeit in seiner neuen Umgebung wohl und hat sogar neue Freunde in der Berufsschule gefunden. „Nach der ersten Woche habe ich gedacht: Endlich zuhause“, zeigt er sich begeistert.
Für weitere Informationen über das neue Wohnkonzept für Azubis in Wiesbaden und die damit verbundenen Möglichkeiten, können Interessierte mehr darüber erfahren in einem Bericht auf sensor-wiesbaden.de.