Göttingen hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden. Doch die Prognosen des Göttinger Klimabeirats lassen darauf schließen, dass diese Vorstellung in der aktuellen Umsetzung nicht zu erreichen sein wird. Der Beirat fordert daher weitere Anstrengungen von der Stadt und ihren Bürgern, um die festgelegten Klimaziele tatsächlich zu verwirklichen.
Aktuell hat die Stadt im Rahmen ihres „Klimaplans 2030“ einen klaren Fahrplan vorgelegt. Die größtmöglichen Fortschritte sollen in den Bereichen Energieerzeugung, Mobilität, und dem Sanieren von Gebäuden erzielt werden. Eine Analyse des Klimabeirats zeigt, dass an den vorgesehenen Maßnahmen erheblich mehr gearbeitet werden muss, um die ambitionierten Vorgaben zu erreichen.
Bedarf an mehr Photovoltaikanlagen
In der Energieerzeugung hat Göttingen sich zum Ziel gesetzt, 60 Prozent der angestrebten Photovoltaik-Kapazität bis 2030 zu erreichen. Der Klimabeirat spricht von einem „engpasshaften“ Zustand, da auch wenn die Windkraft-Ziele leicht übertroffen werden könnten, die Photovoltaikanlagen auf Dachflächen dringend gefördert werden müssen. „Nur sechs Prozent der geeigneten Dächer sind aktuell mit Solarpanelen belegt“, so Nils König vom Beirat. Hier sieht er großes Potenzial, das die Stadt nutzen sollte.
Die Bürger, besonders diejenigen mit Wohneigentum, müssten aktiver in den Ausbau der Solarenergie einbezogen werden. „Die Stadt kann das nicht alleine stemmen“, betont Peter Schweiger. Die Hälfte der notwendigen PV-Anlagen müsse auf privaten Dächern installiert werden, was die Bürger in die Pflicht nimmt.
Ein weiterer Punkt ist die Information der Bürger. Viele sind sich der Möglichkeiten, die sie haben, nicht bewusst. Laut Claudia Trepte vom Klimabeirat könnte die Kommunikation der Stadt über den Klimaplan verbessert werden. “Bisher vermittelt die Stadt das Gefühl, dass Göttingen bis 2030 klimaneutral wird. Viele Bürger denken dann: 'Super, das muss ich nicht aktiv unterstützen'.” Der Klimabeirat fordert daher steigende Aufklärung, um sicherzustellen, dass die Einwohner aktiv zur Umsetzung beitragen.
Nachhaltige Sanierungen und Verkehrswende
Die Energieeffizienz der Gebäude ist ein weiterer kritischer Faktor. König stellt klar, dass etwa 30 Prozent des städtischen Energieverbrauchs auf das Heizen entfällt. Ein stärkerer Fokus auf Wärmepumpen und die energetische Sanierung von Gebäuden könnte hier helfen. Allerdings zeigt die Sanierungsrate von nur einem Prozent, dass die Stadt im Moment viel Spielraum nach oben hat.
Im Bereich Mobilität strebt Göttingen ebenfalls an, die CO₂-Emissionen bis 2025 um 38 Prozent zu senken. Leider zeigen die Zuwächse bei den PKW-Zulassungen, dass die Metropole von diesem Ziel weit entfernt ist. „Der Klimaplan Verkehrsentwicklung hat versagt“, urteilt König, und fordert umfassende Maßnahmen zur Verbesserung des Radwegs und der Fußgängerinfrastruktur.
Des Weiteren müsste die Stadt laut Beirat ihre Zusammenarbeit mit den Unternehmen suchen. Der Wirtschaftsbereich ist einer der größeren Verursacher von Treibhausgasemissionen. Ohne eine aktive Rolle der Unternehmen wird es schwierig sein, die Klimaziele einzuhalten. „Die Stadt muss mehr über Fördermöglichkeiten informieren und Best-Practice-Beispiele bereitstellen“, sagt König. Die vielen guten Ideen für nachhaltiges Wirtschaften seien bereits vorhanden.
Die Herausforderungen sind groß, und eine klare Kommunikation sowie engagierte Bürger sind allzu wichtig. Der Klimabeirat betont, dass die Unterstützung durch die Stadt und die Bürger unerlässlich ist, um die festgelegten Ziele zu erreichen. Die nächsten Schritte wird der Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität in seiner Sitzung am 29. Oktober diskutieren laut www.goettinger-tageblatt.de.
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