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Friedhöfe in Haßfurt: Helene Rümer fordert mehr Grün für die Toten

Ein drückend heißer Augusttag wird zur Bühne für Helene Rümer, die fast drei Jahrzehnte lang die Geschicke von Haßfurt als Stadträtin lenkte. Nach dem Verlust einer langjährigen Freundin sucht sie Trost auf dem Friedhof bei der Ritterkapelle. Doch was sie dort vorfindet, gleicht einem Albtraum: „Die Disteln stachen mir in die Füße, ich fühlte mich wie in einer Wüste!“ Ihre Bitte an die Stadtverwaltung ist klar: „Lasst pflanzen, pflanzen, pflanzen!“ Ein Aufruf, der die Frage aufwirft: Steckt die 2000 Jahre alte Friedhofskultur in einer tiefen Krise?

Ein Blick in die Geschichte der Friedhofskultur

Die Wurzeln dieser Tradition reichen bis ins frühe Christentum zurück, als die Verantwortung für die Beisetzung der Verstorbenen bei den Familien lag. Kaiser Karl der Große setzte um das Jahr 800 ein Zeichen, indem er die Erdbestattung auf gemeindlichen Friedhöfen anordnete. Doch nicht jeder durfte dort ruhen: Ungläubige und ungetaufte Kinder waren ausgeschlossen. Mit der Zeit setzte sich der kommunale Friedhof durch, der für alle zugänglich war und individuelle Grabgestaltungen ermöglichte.

Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich die gesellschaftliche Einstellung gewandelt. Urnenbeisetzungen sind im Trend, die Pflege der Gräber wird als lästig empfunden, und der christliche Glaube verliert an Anhängern. Die Sehnsucht nach alternativen Ruheorten wächst. Die Friedhöfe, einst als unverzichtbar angesehen, geraten zunehmend ins Hintertreffen. Der Bezirk Unterfranken erkennt den Handlungsbedarf: „Grabreihen mit aufgelassenen oder unbelegten Gräbern, wie Zahnlücken in einem Gebiss“, beschreibt ein Verantwortlicher den alarmierenden Zustand. Doch eine geplante Informationsveranstaltung wurde aufgrund mangelndem Interesse abgesagt.

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Ein neuer Ansatz für Haßfurt

Helene Rümer träumt von einem friedlichen Ort, wo Gräber harmonisch in eine grüne Oase integriert sind. Die Stadt Haßfurt hat einen Friedhofsentwicklungsplan in Auftrag gegeben, der bis 2025 stehen soll. Doch Rümer ist ungeduldig: Angesichts des Klimawandels drängt die Zeit. „Ich möchte sofort mit dem Pflanzen von Bäumen beginnen!“, so ihr eindringlicher Appell. Ein Zeichen für den dringend benötigten Wandel in der Friedhofskultur – bevor es zu spät ist.

Quelle/Referenz
mainpost.de

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