Die Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ist ein jährlich wiederkehrendes Ereignis, das anlässlich des Tages der Deutschen Einheit stattfindet. In 2024 hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier insgesamt 28 Personen geehrt, darunter einen ganz besonderen Gastarbeiter: Lorenzo Annese, der erste italienische VW-Gastarbeiter, der 1961 ins Volkswagen-Werk in Wolfsburg kam. Diese Auszeichnung würdigt seine herausragenden Beiträge zur Förderung der Rechte und Lebensbedingungen von Arbeitnehmern.
Lorenzo Annese setzte sich in seinen frühen Jahren bei VW unermüdlich für seine Kollegen und die nachfolgenden Generationen von Gastarbeitern ein. Seit seinem Eintritt in die Volkswagen-Produktion war er eine Säule der Unterstützung für andere italienische Arbeiter, wobei er nicht nur für bessere Arbeitsbedingungen kämpfte, sondern auch umfassende Bildungsveranstaltungen und Freizeitaktivitäten organisierte, die zur Integration jener Arbeiter in die deutsche Gesellschaft beitrugen.
Engagierter Betriebsrat und Gewerkschafter
Im Jahr 1965 wurde Annese zum ersten ausländischen Betriebsrat Deutschlands gewählt, ein bemerkenswerter Schritt in der Geschichte der Arbeitnehmervertretung. Auf der Webseite des Bundespräsidenten wird seine Philosophie treffend beschrieben: „Die Werte einer Gewerkschaftsbewegung für alle vorleben: Solidarität üben, aktiv mitmachen und aufeinander zugehen.“ Diese Prinzipien prägten nicht nur seine Arbeit, sondern auch das Klima in der Belegschaft, das er stets zu verbessern suchte.
Sein Engagement beschränkte sich nicht nur auf die Werkhallen. Mit seinem gewerkschaftlichen Einfluss setzte er Maßstäbe, indem er die Stimme der Arbeiter hörbar machte, was ihm und seinen Kollegen half, bedeutende Fortschritte in der Arbeitskultur von Volkswagen zu erzielen. Dank seiner Bemühungen sind viele Verbesserungen in den Arbeits- und Lebensbedingungen für Gastarbeiter und deren Familien durchgesetzt worden.
Zusätzlich zu seiner Arbeit bei Volkswagen wurden mit Lorenzo Annese auch andere bemerkenswerte Persönlichkeiten ausgezeichnet. Beispielsweise erhielt Günther Dilling, der sich aktiv am Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 beteiligte und später über 70 Menschen zur Flucht aus der DDR verhalf, ebenfalls eine Auszeichnung. Diese Verleihungen verdeutlichen, wie unterschiedliche Lebensgeschichten miteinander verwoben sind und wie Einzelpersonen die Geschichte und das Leben anderer beeinflussen können.
Eine weitere Auszeichnung erhielt Gerit Höhle aus Bissendorf, der sich seit vielen Jahren ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz engagiert. Er war bei bedeutenden Katastrophen wie den Elbe-Hochwasserkatastrophen in 2002 und 2013 sowie während der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 im Einsatz. Zudem spielte er eine entscheidende Rolle bei der Gründung des „Sozio-Med-Mobil“, einem Service, der es Menschen ohne eigenes Auto ermöglicht, Arztpraxen zu besuchen. Diese Art von Engagement und Hilfeleistung illustriert den Geist sozialer Verantwortung in der Gesellschaft.
Der Verdienstorden selbst ist eine der höchsten Auszeichnungen in Deutschland und wird traditionell im Schloss Bellevue verliehen. In diesem Jahr wurden unter den 28 Geehrten auch prominente Namen genannt, wie die Münchener Medizinethikerin Alena Buyx, der Fußballtrainer Jürgen Klopp, der Schriftsteller Lutz Seiler und die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme. Mit 13 Frauen und 15 Männern spiegelt die Liste der Ausgezeichneten die Vielfalt des Engagements in verschiedenen Lebensbereichen wider.
Die Auszeichnung von Lorenzo Annese und anderen zeigt nicht nur die Bedeutung individueller Beiträge zur Gemeinschaft, sondern auch die fortwährende Geschichte von Gastarbeitern in Deutschland, die maßgeblich zur Entwicklung der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft beigetragen haben. Ihre Geschichten sind nicht nur Teil der Vergangenheit, sondern auch ein wichtiges Fundament für die zukünftige Integration und den Zusammenhalt in einer vielfältigen Gesellschaft.
Insgesamt wird die Ehrung dieser Persönlichkeiten nicht nur als Anerkennung ihrer verdienstvollen Taten angesehen, sondern auch als Ansporn für künftige Generationen, sich für Werte wie Solidarität und menschliche Würde stark zu machen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Initiativen und Geschichten in der Gesellschaft weiter entwickeln werden und welche neuen Beiträge die kommenden Gastarbeiter leisten werden, wie www.ndr.de berichtet.