Deutschland plant schnelle Erweiterung alter Bunker wegen Russlands Aggression

Deutschland plant die rasche Erweiterung veralteter Bunker, um auf mögliche russische Aggressionen vorbereitet zu sein. Es besteht Bedarf an Modernisierung und mehr Schutzräumen für die Bevölkerung.
Deutschland plant die rasche Erweiterung veralteter Bunker, um auf mögliche russische Aggressionen vorbereitet zu sein. Es besteht Bedarf an Modernisierung und mehr Schutzräumen für die Bevölkerung. (Symbolbild/DNAT)

Berlin – Laut dem Präsidenten der Bundesbehörde für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, benötigt das alternde und baufällige Bunkernetz Deutschlands dringend eine umfassende Überholung. In einem Interview mit der renommierten Zeitung Süddeutsche Zeitung äußerte Tiesler: „Lange Zeit gab es in Deutschland den weit verbreiteten Glauben, dass ein Krieg kein Szenario ist, auf das wir uns vorbereiten müssen. Das hat sich geändert. Wir sind besorgt über das Risiko eines großen Krieges der Aggression in Europa.“

Besorgniserregende Entwicklungen in Europa

Die Aussagen von Tiesler spiegeln eine realistische Angst wider, die in ganz Europa zu spüren ist. Es wird befürchtet, dass Russland innerhalb der nächsten vier Jahre erneut versuchen könnte, Europa anzugreifen. Dieser Zeitraum wird allgemein als das Mindestmaß angesehen, das Russland benötigen würde, um sich nach dem blutigen und langen Konflikt in der Ukraine neu zu bewaffnen.

Der Zustand der Bunker in Deutschland

Der Bericht der Süddeutschen Zeitung zeigt, dass Deutschland derzeit nur über 580 Bunker verfügt, von denen viele nicht betriebsbereit sind. Diese Zahl ist im Vergleich zu fast 2.000 während des Kalten Krieges erheblich gesunken. Aktuell hätten nur 5 % der deutschen Bevölkerung die Möglichkeit, im Falle eines Angriffs Schutz zu suchen. Bei einer Bevölkerung von etwa 83 Millionen Menschen ist dies alarmierend.

Geplante Maßnahmen zur Verbesserung des Schutzes

Tiesler kündigte an, dass seine Behörde Tunnel, U-Bahn-Stationen, Tiefgaragen und Keller öffentlicher Gebäude aufrüsten wird, um schnell eine Million Schutzplätze zu schaffen. Zudem plane man eine Erweiterung der Sirenen- und Warnsysteme im ganzen Land. Er erklärte, dass ein umfassender Plan zur Modernisierung im Sommer vorgestellt werde, fügte jedoch hinzu, dass die nötige Finanzierung noch gesichert werden müsse.

Finanzierungsbedarf für die Umgestaltung

„Neue Bunkersysteme mit sehr hohen Schutzanforderungen kosten viel Geld und Zeit“, sagte Tiesler. Er wies darauf hin, dass die BBK voraussichtlich „mindestens“ 10 Milliarden Euro in den nächsten vier Jahren und weitere 30 Milliarden Euro in den folgenden zehn Jahren benötigen wird, um die Überholung abzuschließen.

Optimismus in der Finanzierungsfrage

Es gibt jedoch Grund zur Zuversicht für die deutsche Behörde. Friedrich Merz konnte, bevor er offiziell Kanzler wurde, eine halbe Billion Euro (570 Milliarden Dollar) für die Verteidigung Deutschlands freigeben, von denen ein Teil auch der BBK zugutekommen könnte. Angesichts des enormen Bedarfs an Mitteln zur Aktualisierung der Bundeswehr könnte die Mittelzuweisung jedoch auch anders priorisiert werden.

Herausforderungen der Bundeswehr

Merz hat kürzlich versprochen, die Bundeswehr zur stärksten Armee Europas zu machen. Um dieses Versprechen einzuhalten, wird er jedoch enorme Summen investieren müssen, um die Soldaten zu modernisieren, auszubilden und auszurüsten. Ein Bericht der Parlamentarischen Kommission für die Streitkräfte wies darauf hin, dass die Bundeswehr „zu wenig von allem“ hat.

Rekrutierung und Personalmangel

Die Bundeswehr ist seit langem unterfinanziert und die Basisinfrastruktur, einschließlich der Kasernen, entspricht nicht den Standards. Zudem hat die Armee Schwierigkeiten, die Rekrutierungsziele zu erreichen. Im Jahr 2018 verpflichtete sich Deutschland, die Einsatzkräfte bis 2025 auf 203.000 zu erhöhen – ein Ziel, das später auf 2031 verschoben wurde. Derzeit umfasst die Bundeswehr lediglich 181.000 Soldaten.

Möglichkeiten zur Verbesserung der Personaldecke

Merz‘ Regierung erwägt die Einführung eines verpflichtenden Wehrdienstes. Auch Tiesler und die BBK äußern sich besorgt über die Personalsituation. „Im Notfall fehlt es uns an Personal“, erklärte er der Süddeutschen Zeitung. „Vielleicht brauchen wir einen verpflichtenden Wehrdienst oder einen freiwilligen Zivilschutzdienst… eine Option, die die Wahl zwischen zivilem und militärischem Dienst für das Land ermöglicht.“