Kritik an Deutschförderung: Kinder als außerordentliche Schüler verloren!

Experten warnen vor den Folgen unzureichender Deutschförderung in Schulen. Notwendige Reformen zur Verbesserung gefordert.
Experten warnen vor den Folgen unzureichender Deutschförderung in Schulen. Notwendige Reformen zur Verbesserung gefordert. (Symbolbild/DNAT)

Wien-Meidling, Österreich - In der aktuellen Diskussion um die Deutschförderung für mehrsprachige Kinder warnen Expertinnen vor den negativen Auswirkungen einer stark leistungsorientierten Bildungsstruktur. Laut einem Bericht der Kleinen Zeitung betont Carmen Kovacs vom Verein Startklar, dass Kinder die deutsche Sprache häufig nur als Mittel zum Zweck betrachten, um den MIKA-D-Test zu bestehen. Diese einseitige Sicht auf Sprache gefährdet den kreativen, kommunikativen und sozialen Nutzen der sprachlichen Fähigkeiten.

Die zunehmende Anzahl an Anfragen von Kindergärten und Schulen nach Unterstützung zeigt, dass die bestehenden staatlichen Strukturen nicht ausreichen. Kovacs fordert, dass Kindergärten mit multiprofessionellen Teams ausgestattet werden, die auch Deutschförderkräfte umfassen. Natascha Taslimi vom Netzwerk Elementare Bildung NEBÖ hebt hervor, dass diese Fachkräfte integraler Bestandteil des Teams sein sollten, um einen effektiven Sprachsupport zu gewährleisten.

Die Herausforderungen der Deutschförderung

Die Direktorin der Ganztagsvolksschule Am Schöpfwerk in Wien-Meidling, Saskia Hula, äußert sich kritisch über die aktuellen Systeme. Sie berichtet, dass 90 Prozent der Schüler an ihrer Schule wegen Deutschproblemen als „außerordentliche Schüler“ starten, obwohl die meisten in Österreich geboren wurden. Dies erfordert einen hohen Aufwand; jährlich werden etwa 250 MIKA-D-Testungen durchgeführt. Hula kritisiert zudem die Aufteilung in separate Deutschförderklassen und -kurse als pädagogisch unsinnig.

Ein zentrales Instrument zur Feststellung des Sprachstands ist der MIKA-D-Test, der in Deutschförderklassen und -kursen obligatorisch eingesetzt wird. Seit 2018 müssen Schulen diesen Test nutzen, um den außerordentlichen Status und die Zuteilung der Schüler zu definieren, was laut BMB Verpflichtung ist.

Mehrsprachigkeit als Ressource

Während der Fokus oft auf den Tests liegt, sollte Mehrsprachigkeit als wertvolle Ressource gesehen werden. Das Deutsche Schulportal hebt hervor, dass mehrsprachig aufwachsende Kinder ein höheres metasprachliches Bewusstsein erreichen, was sie beim Lernen weiterer Sprachen unterstützt. Leider fehlt es Schulen häufig an konkreten Konzepten, um Mehrsprachigkeit zu fördern, und diese Ansätze werden nur selten in die Lehrpläne integriert.

Es gibt Bestrebungen, Lehrkräfte besser auf die Herausforderungen der Mehrsprachigkeit vorzubereiten, jedoch ist der Umfang der erforderlichen Lehrveranstaltungen in Deutsch als Zweitsprache oft unzureichend. Verena Blaschitz vom Netzwerk Sprachenrechte fordert daher eine integrierende und unterstützende statt einer separierenden Deutschförderung.

Die aktuelle Debatte zeigt, dass es notwendig ist, nicht nur Tests zu reformieren, sondern auch die gesamte Struktur der Sprachförderung an die Bedürfnisse der Kinder anzupassen. Um den Verlust kreativer Sprachkennens zu verhindern, ist es wichtig, Eltern umfassend zu informieren und einzubeziehen, anstatt sie lediglich auf ihre Pflichten zu verweisen.

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Ort Wien-Meidling, Österreich
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