Prozessauftakt gegen Anästhesisten: 30 Vergiftungen in Frankreich!
Prozess gegen Anästhesisten Frédéric Péchier in Frankreich beginnt. 30 Vergiftungsfälle, 12 Tote. Urteil bis 19. Dezember erwartet.

Prozessauftakt gegen Anästhesisten: 30 Vergiftungen in Frankreich!
Der Prozess gegen den ehemaligen Anästhesisten Frédéric Péchier hat am Montag in Besançon, Ostfrankreich, begonnen. Dem 53-jährigen Arzt wird vorgeworfen, zwischen 2008 und 2017 in zwei Privatkliniken schuldig geworden zu sein, 30 Patienten vergiftet und 12 davon getötet zu haben. Diesem beispiellosen Fall in Frankreich, der nicht nur rechtliche, sondern auch gesellschaftliche Resonanz auslösen könnte, stehen 156 Nebenkläger gegenüber, die durch 54 Anwälte vertreten werden. Staatsanwalt Etienne Manteaux beschreibt die Anklagepunkte als außergewöhnlich und betont, dass die Beweise zwar schwerwiegende und übereinstimmende Elemente aufweisen, aber keinen endgültigen Beweis liefern.
Péchier, der als angesehener Arzt galt, soll hoch dosierte Giftstoffe verabreicht haben, die bei den Patienten zu Herzstillständen führten. Die Altersgruppe seiner Opfer reicht von 4 bis 89 Jahren. Die Ermittlungen wurden 2017 eingeleitet, nachdem es bei Routineoperationen zu schweren Herzstörungen kam. Eine Untersuchung ergab, dass in den Infusionen potenziell tödliche Überdosierungen nachgewiesen wurden. In 23 Fällen versuchte Péchier angeblich, die Patienten wiederzubeleben, was jedoch die Verdachtsmomente nicht mindert.
Psychische Probleme und Verdacht auf Komplott
Der Angeklagte sieht sich selbst als Opfer eines Komplotts durch Kollegen und bestreitet alle Vorwürfe der Vergiftung. Seine Verteidigung betont, dass die Vorfälle auf medizinische Fehler Dritter zurückzuführen seien. Péchier hat selbst psychische Probleme und unternahm mehrere Suizidversuche, was einige seiner Unterstützer als möglichen Hinweis auf seine Belastung in der medizinischen Gemeinschaft interpretieren. Trotz dieser Schwierigkeiten bleibt er bis zum Prozessbeginn unter Justizaufsicht in Freiheit, jedoch ohne die Möglichkeit, weiterhin als Arzt zu arbeiten.
Die Anklage geht davon aus, dass Péchier absichtlich gesunde Patienten vergiftete, um Kollegen in persönlichen Streitigkeiten oder Rivalitäten zu schaden. Ein Beispiel für das vermutete Motiv ist der Fall einer Kollegin, bei der eine Patientin während einer harmlosen Operation starb, nachdem eine hohe Konzentration von Lidocain gefunden wurde. Der Prozess erstreckt sich über mehr als dreieinhalb Monate, bis am 19. Dezember 2025 mit einem Urteil zu rechnen ist.
Gewalt im Gesundheitswesen
Parallel zu diesem Fall wird in der medizinischen Gemeinschaft auch über die Sicherheit von Ärzten diskutiert. Die Bundesärztekammer hat kürzlich auf die steigenden Gewalttaten gegen medizinisches Personal hingewiesen, die ein inakzeptables Niveau erreicht haben. In den letzten fünf Jahren waren fast die Hälfte aller niedergelassenen Ärzte in Deutschland Opfer physischer Gewalt. Laut der polizeilichen Kriminalstatistik zeigt sich seit 2019 ein massiver Anstieg von Rohheitsdelikten im Gesundheitswesen.
Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, fordert einen besseren Schutz für Ärzte und Rettungskräfte. Der europäische Tag gegen Gewalt im Gesundheitswesen, organisiert von der europäischen Vereinigung der Ärztekammern (CEOM), soll helfen, auf diese Probleme aufmerksam zu machen. Ein Klima des Respekts innerhalb der Gesellschaft und des Gesundheitswesens ist ein wichtiges Ziel, um den steigenden Spannungen entgegenzuwirken.