Psychische Gesundheit: Ärztekammer warnt vor dramatischer Versorgungslücke!

Psychische Gesundheit: Ärztekammer warnt vor dramatischer Versorgungslücke!

Vienna, Österreich - Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Österreich steht vor großen Herausforderungen. Die Österreichische Ärztekammer hebt alarmierend hervor, dass die Wartezeiten auf Behandlungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie dramatisch zugenommen haben. Kammerpräsident Johannes Steinhart fordert gezielte Investitionen und eine bessere Integration der Versorgungsstrukturen, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Laut vienna.at lag die Median-Wartezeit im Vorjahr für einen Termin bei 90 Tagen, was die längste Wartezeit unter allen Fachrichtungen ausmacht.

Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass 40% der Ordinationen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie keine neuen Patienten mehr aufnehmen. In der Erwachsenenpsychiatrie beträgt die Wartezeit 37 Tage, während 20% der Ordinationen ausgelastet sind. Die Zahl akuter psychiatrischer Notfälle bei Kindern und Jugendlichen ist seit 2020 um 80% gestiegen, von 1.000 auf 1.800 Fälle. Ein Rückgang der Notfälle nach der Pandemie ist nach wie vor nicht erkennbar.

Zunehmender Druck auf die Hilfesysteme

Mehr als 66% der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (KJP) haben ihre Behandlungsstunden seit Beginn der Coronapandemie erhöht, um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden. Allerdings hat sich die Wartezeit auf einen Therapieplatz nahezu verdoppelt – von durchschnittlich 14,4 Wochen vor zwei Jahren auf 25,3 Wochen heute, wie eine Studie aus Deutschland zeigt dem Ärzteblatt. Die Anfragen nach psychotherapeutischer Hilfe sind zunehmend drängend, wobei die Patientinnen und Patienten oft verzweifelt erscheinen.

Der Druck auf die Hilfesysteme wächst. Die Gesundheits-, Schul- und Jugendhilfesysteme sind überlastet. Experten fordern eine Anpassung des Versorgungssystems, da die aktuelle Struktur mit den gestiegenen Bedarfen nicht Schritt halten kann. Die häufigsten psychischen Störungen im Jugendalter sind depressive Störungen, Essstörungen und Angststörungen, die besonders bei Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren weit verbreitet sind laut einem Bericht.

Handlungsbedarf und Prävention

Die Ärztekammer warnt auch vor einer bevorstehenden Pensionierungswelle, da 24% der Kinderpsychiater und 37% der Erwachsenenpsychiater in den nächsten fünf Jahren in den Ruhestand gehen. Zudem sind 11% der Kinderpsychiater und 21% der Erwachsenenpsychiater bereits über 65 Jahre alt. Um den Mangel an Fachkräften zu beheben, fordert die Ärztekammer den Ausbau von Ausbildungsstellen sowie die Integrations kinderpsychiatrischer Versorgung in Primärversorgungseinheiten.

Eine Stärkung der psychosozialen Prävention ist ebenfalls von größter Bedeutung. Maßnahmen wie verpflichtende Schulungen für Lehrkräfte und niederschwellige Angebote wie Online-Psychotherapie könnten dazu beitragen, die Situation zu verbessern. Gesunde Lebensweisen sollten in den Fokus gerückt werden, da auch neue Ängste, die durch aktuelle Krisen wie den Ukrainekrieg und die Klimakrise bedingt sind, negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben könnten.

Insgesamt ist klar, dass die steigende Zahl psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen mit einem gut strukturierten und unterstützenden System angegangen werden muss. Der Handlungsbedarf ist enorm, und nur durch koordinierte Maßnahmen kann der zukünftige Zugang zu psychotherapeutischen Behandlungen für die jüngere Generation sichergestellt werden.

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OrtVienna, Österreich
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