Polizei schießt in Wien: 28-Jähriger nach Messerangriff in Lebensgefahr
Polizei schießt in Wien: 28-Jähriger nach Messerangriff in Lebensgefahr
Wien-Brigittenau, Österreich - In der Nacht vom 15. Juni 2025 kam es in Wien-Brigittenau zu einem dramatischen Vorfall, als die Polizei zu einem Notruf der Eltern eines 28-jährigen Serben gerufen wurde. Die Angehörigen sorgten sich um den psychischen Zustand des Mannes, der möglicherweise drohte, sich selbst zu verletzen. Bei der Annäherung der Polizeibeamten mit der spezialisierten Sondereinsatzgruppe WEGA reagierte der Mann nicht auf die Ansprache und näherte sich ihnen mit einem Messer.
Trotz mehrfacher Versuche, den Mann mit einem Taser zu überwältigen, blieben diese vergeblich. In einer Situation, die als bedrohlich eingeschätzt wurde, gab ein Beamter einen Schuss ab. Der 28-Jährige erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen und wurde durch die Berufsrettung Wien notfallmedizinisch versorgt und anschließend in ein Krankenhaus eingeliefert. Sein Zustand bleibt nach einer Notoperation kritisch, und es wird auch über eine psychiatrische Vorgeschichte und möglichen Drogenkonsum ermittelt, wie 5min berichtet.
Zunehmende Sorge um Polizeigewalt
Fälle wie dieses werfen Fragen zur Polizeiarbeit auf, insbesondere im Umgang mit psychisch belasteten Personen. Experten, wie der Kriminologe Tobias Singelnstein von der Goethe-Universität Frankfurt, weisen darauf hin, dass Todesfälle nach Polizeieinsätzen bei psychisch Kranken keine Einzelfälle sind. Beispiele aus den letzten Jahren verdeutlichen diese alarmierende Tendenz, wie etwa in Bremen und Hamburg, wo Personen in ähnlichen Notsituationen getötet wurden.
Familienmitglieder rufen oft die Polizei in der Hoffnung auf Hilfe, wenn keine anderen Optionen vorhanden sind. Doch der Umgang der Polizei in diesen Situationen ist oft von der Perspektive der Rechtssicherheit geprägt, wodurch die tatsächlichen Bedürfnisse psychisch kranker Menschen nicht immer berücksichtigt werden. Die Polizeiausbildung behandelt Einsätze mit psychisch Kranken nur oberflächlich, was zu Konflikten und einer oft unverhältnismäßigen Gewaltanwendung führen kann, was taz beleuchtet.
Die Komplexität der Gewaltanwendung
Der Einsatz von Gewalt durch die Polizei wirft grundlegende ethische und rechtliche Fragen auf. Laut den Regelungen in den Polizeigesetzen dürfen Zwangsmaßnahmen nur ergriffen werden, wenn keine milderen Alternativen zur Verfügung stehen. Die Verhältnismäßigkeit der Gewaltanwendung sowie die Sicherstellung der Menschenrechte sind hierbei zentral, wie die bpb schreibt. Fälle von Übergriffen sind oft schwer von rechtmäßigen Einsätzen zu differenzieren.
Die interne Durchsetzung von Standards und die Überwachung der Polizei stehen ebenfalls zur Debatte. In Deutschland zeigen Statistiken, dass alleine im Jahr 2019 rund 1.500 Fälle von Körperverletzung im Amt registriert wurden. Doch nur 2% der Verdachtsfälle enden in einer Anklage. Die Anzeigebereitschaft gegen die Polizei bleibt gering, häufig aufgrund von Angst vor negativen Konsequenzen oder der Überzeugung, dass eine Anzeige keinen Erfolg haben wird.
Um die Situation zu verbessern, werden Vorschläge zur Einführung unabhängiger Kontrollorgane und einer stärkeren Fehlerkultur innerhalb der Polizei diskutiert. Ein besserer Umgang mit psychisch kranken Menschen und die Stärkung der sozialen Fähigkeiten der Beamten könnten entscheidend zur Verbesserung der Polizeiarbeit beitragen und die Sicherheit aller Beteiligten erhöhen.
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Ort | Wien-Brigittenau, Österreich |
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