
In der Stadt Wien gibt es wieder Bewegung beim umstrittenen Bauprojekt am Heumarkt. Ein aktuelles Gutachten der Expertin Christa Reicher von der Universität Aachen besagt, dass bei der Umsetzung des Projekts „keine wesentlichen Beeinträchtigungen“ zu erwarten seien. Das geplante Bauvorhaben beinhaltet einen Wohnturm mit einer Höhe von 49,95 Metern sowie einen Hotelturm von 47,85 Metern. Diese Höhen überschreiten jedoch die Anforderungen, die von der Welterbekommission gefordert wurden.
Das Unternehmen Wertinvest, unter der Leitung von Michael Tojner, hat bei der Stadt bereits einen Antrag auf Befreiung von der Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht. Wie es aussieht, wird die Landesregierung diesem Antrag voraussichtlich am Dienstag zustimmen.
Hintergrund des Projekts
Das Heumarkt-Projekt hat bereits seit 2017 die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als Wien auf die „Rote Liste“ der UNESCO gesetzt wurde. Die ursprünglichen Planungen sahen hohe Türme vor, was die UNESCO dazu brachte, Bedenken zu äußern. Das Vorhaben umfasst nicht nur die Türme, sondern auch ein neues Hotel, ein Konferenzzentrum und eine zentrale Freifläche. Aufgrund der intensiven Diskussionen wurde das Projekt mehrmals überarbeitet, zuletzt wurde der Turm auf eine Höhe von 56,5 Metern reduziert und die Höhe des Hotels auf 47,85 Meter angepasst.
Ein Gutachten von Welterbe-Experte Michael Kloos stellte die höheren Varianten in Frage und forderte niedrigere Höhen von 44 Metern für den Wohnturm und 42 Meter für den Hotelkomplex. Er befürchtete negative visuelle Auswirkungen, insbesondere beim Ausblick vom Belvedere, auch bekannt als der Canaletto-Blick. Trotz einer neuen, niedrigeren Planversion, die im Vorfeld einer UNESCO-Sitzung im Juli vorgestellt wurde, wurde auch dieser Vorschlag von der Welterbekommission abgelehnt, da er nicht den Vorgaben entsprach.
Politische Reaktionen
Die Wiener ÖVP übte am Samstag scharfe Kritik an dem Vorgehen der Stadt. Planungssprecherin Elisabeth Olischar bezeichnete die Situation als „Chaos“ und bemängelte die vermeintliche Unprofessionalität der Verantwortlichen. Sie fragte sich, warum eine überholte Variante des Projekts vorangebracht werden solle, anstatt sinnvolle Lösungen zu finden, um das Weltkulturerbe zu schützen.
Die Stadt Wien betonte in einer Stellungnahme, dass der Erhalt des Weltkulturerbes von großer Bedeutung sei. Man arbeite eng mit allen relevanten Partnern zusammen und hoffe auf Anerkennung der Bemühungen durch die zuständigen Stellen. Während der letzten Sitzung des Welterbekomitees wurde Wien zwar auf der roten Liste belassen, es wurde jedoch signalisiert, dass eine Streichung bis 2025 möglich wäre, vorausgesetzt, es erfolgen weitere Planungsänderungen.
Ein aktualisierter Bericht über das Bauprojekt soll bis 1. Februar 2024 vorgelegt werden. Die nächste Sitzung des Welterbekomitees ist für Anfang Juli 2024 angesetzt. Weitere Entwicklungen in dieser Angelegenheit bleiben daher abzuwarten, während die Diskussion um das Heumarkt-Projekt weitergeht.
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