
Die jüngsten Entwicklungen rund um die Gesundheitspolitik in der Steiermark haben eine Welle der Emotionen und politischen Veränderungen ausgelöst. Die Landtagswahl, in der die FPÖ einen überwältigenden Sieg errang, hat gezeigt, dass Maßnahmen zur Schließung von Spitälern mit hohen politischen Kosten verbunden sind. In diesem Zusammenhang ist das geplante Leitspital in Liezen ein zentrales Thema geworden.
Das Vorhaben sieht vor, ein neues Spital in Stainach-Pürgg mit 228 Betten bis 2028 zu errichten. Dies bedeutet jedoch auch die Schließung mehrerer wichtiger Einrichtungen, darunter die Spitäler in Rottenmann, Bad Aussee und Schladming. Diese Entscheidungen mischen sich mit der Sorge der Bevölkerung, dass die Schließungen eine schlechtere medizinische Versorgung zur Folge haben könnten. Viele Menschen sind emotional mit ihren örtlichen Spitälern verbunden, selbst wenn diese nicht mehr den modernen medizinischen Standards entsprechen.
Emotionen über Fakten
Wenn Menschen gefragt werden, wo sie lieber operiert werden möchten, fällt die Antwort oft zugunsten eines neuen, gut ausgestatteten Spitals aus. Ein Bewohner erklärte treffend: „Lieber ein gutes neues Spital, als drei schlechte.“ Trotz dieser rationalen Überlegungen gibt es bei der Gesundheit oft eine emotionale Komponente, die in der politischen Kommunikation nicht ignoriert werden darf. Die steirische Landesregierung hat anscheinend die tiefe Verbundenheit der Menschen mit ihren Spitälern nicht ausreichend berücksichtigt.
In Rottenmann, die am stärksten von den Schließungen betroffene Gemeinde, erreichte die FPÖ beeindruckende 63,23 Prozent der Stimmen. Die BürgerInnen wählten ganz klar für eine Partei, die sich aktiv gegen die Schließungen ihrer lokalen Einrichtung einsetzt. Im Gegensatz dazu erlitt die ÖVP ein herbes Debakel, als sie nur 5,07 Prozent der Stimmen erhielt.
Lessons Learned aus Wien
Um Reformen erfolgreich umzusetzen, ist es laut Wilhelm Marhold, einem Experten für Gesundheitspolitik, entscheidend, die Bevölkerung transparent über die Maßnahmen zu informieren. Marhold, der einst als Generaldirektor der Wiener Spitäler tätig war, betont, dass das Wort „Spitalsschließung“ in der Kommunikation vermieden werden sollte. Stattdessen sollte man von einer Konzentration medizinischer Leistungen sprechen, die letztlich den Bürgern zugutekommt. Diese Strategie könnte verhindern, dass Reformen im Gesundheitswesen auf starken Widerstand stoßen.
Marholds Erfahrung aus Wien zeigt, dass eine umfassende Spitalsreform auch ohne große Proteste durchgeführt werden kann. Er implementierte Veränderungen, die einige Standorte schlossen, jedoch keine wesentlichen Einbußen in der medizinischen Versorgung zur Folge hatten. Durch die Einbeziehung der Mitarbeiter und deren aktive Mitgestaltung am neuen Standort konnte Akzeptanz geschaffen werden.
Darüber hinaus wurde in Wien ein erfolgreiches System aus sechs Spitalsstandorten etabliert, das die Gesundheitsversorgung der gesamten Stadt sicherstellt. Jeder Standort erfüllt spezifische Funktionen und unterstützt sich mit den naheliegenden „Zwillings“-Spitälern. Die Klinik Floridsdorf wurde als notwendiger neuer Standort errichtet, um eine bessere Versorgung im unterversorgten Norden Wiens zu gewährleisten. Jedoch erlebte das dazugehörige Billionen-Projekt einige finanzielle und zeitliche Probleme.
Ein metierender Fehler der Regierungsverantwortlichen in der Steiermark lag in der Art der Präsentation ihrer Reformen. Anstatt Alternativen zu den Schließungen aufzuzeigen, wurden die Standorte einfach als „geschlossen“ dargestellt, ohne ein umfassendes Nachnutzungskonzept zu bieten. was zu einem Sturm der Entrüstung unter der Bevölkerung führte. Wenn stattdessen auf die Umgestaltung und den Ausbau der bestehenden Spitäler als medizinische Zentren für Rehabilitation oder Langzeitpflege hingewiesen worden wäre, hätte die Diskussion über Schließungen möglicherweise einen anderen Verlauf genommen.
Marhold hebt hervor, dass es unerlässlich ist, der Bevölkerung die Vorteile einer Reform zu vermitteln und diese mit den Stakeholdern gemeinsam zu entwickeln. Ein solches Gesamtpaket könnte weit mehr Begeisterung und Akzeptanz erzeugen als die aktuelle Kommunikation, die sich auf das Wort „Schließung“ konzentriert.
Die Situation rund um die Spitalsreform in der Steiermark weist sowohl auf die Herausforderungen als auch die Möglichkeiten hin, die durch eine effektive Gesundheitsstrategie entstehen können. Wie die Beispiele aus Wien zeigen, kann eine gut durchdachte Kommunikation der Schlüssel sein, um notwendige Veränderungen ohne Widerstand zu realisieren.
Die weitere Entwicklung der Situation bleibt abzuwarten, insbesondere im Hinblick auf die Reaktionen der Bevölkerung und die kommenden Beschlüsse der Regierung in der Gesundheitsförderung. Für weitere Informationen zu diesen Themen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.diepresse.com.
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