
In Wien gibt es derzeit eine hitzige Debatte über die Sprachkompetenzen von Volksschulkindern. Aktuelle Berichte zeigen, dass jeder siebte Schüler im Unterricht Schwierigkeiten hat, da es an entsprechenden Deutschkenntnissen fehlt. Dies hat die politische Reaktion in Gang gesetzt, insbesondere von Seiten der FPÖ, die ein verpflichtendes Sprachscreening für alle Dreijährigen fordert.
FPÖ Wien-Obmann Dominik Nepp äußerte sich klar: "Bei nicht ausreichenden Deutschkenntnissen muss es gemeinsam mit den Eltern verpflichtende Deutschkurse geben." Dieser Vorschlag zielt darauf ab, die Kinder auf die Anforderungen des Unterrichts besser vorzubereiten. Die Tests sollen für alle dreijährigen Kinder in Wien gelten, unabhängig davon, ob sie einen Kindergarten besuchen oder nicht.
Bisherige Maßnahmen und Kritiken
Das Büro des Bildungsstadtrats Christoph Wiederkehr (Neos) hingegen sieht bereits ein effektives System vorhanden. Laut dem Wiener Kindergartengesetz gibt es eine verpflichtende Sprachstandfeststellung in Kindergärten, die sicherstellen soll, dass Kinder mit Sprachförderbedarf entsprechende Unterstützung erhalten. Es wird betont, dass diese Regelung in demselben Zeitraum regelmäßig überprüft wird, sodass das aktuelle Schulgesetz hier bereits Abhilfe schafft.
Allerdings gibt es ein Problem für Kinder, die keinen Kindergarten besuchen; für diese Kinder gibt es keine gesetzlichen Regelungen, die eine Sprachprüfung vorsehen. Wiederkehrs Büro weist darauf hin, dass zusätzliche, umfassendere Sprachprüfungen nicht sinnvoll seien: "Eine derartige Testung wäre eine große Herausforderung für die Kinder, besonders wenn man bedenkt, dass sie erst im Alter von drei Jahren beginnen, klar zu sprechen - selbst wenn sie die deutsche Sprache als Erstsprache haben."
Einblicke von Experten
Das Bildungsministerium teilt diese Bedenken. Die Sprachentwicklung bei Kindern ist in diesem Alter sehr unterschiedlich, und eine frühe, verpflichtende Sprachprüfung könnte für das Bildungssystem kontraproduktiv sein. Expertinnen und Experten warnen davor, die Tests zu früh anzusetzen, da Kinder mit nicht-deutscher Erstsprache oft mehr Zeit für den Erwerb dieser Sprache benötigen.
Zusätzlich hat der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) hervorgehoben, wie wichtig die frühzeitige Förderung sprachlicher Fähigkeiten im Kindergarten ist. Besonders für Kinder, die kein Deutsch als Erstsprache haben, ist die frühe Förderung entscheidend für deren spätere Entwicklung und Integration ins Bildungssystem. Der ÖIF bietet diverse Materialien und Unterstützung für diejenigen, die in der frühen Sprachförderung tätig sind, um sicherzustellen, dass diese Kinder die bestmögliche Unterstützung erhalten.
Die Diskussion um die Sprachfragen im Bildungssystem wirft viele Fragen auf und zeigt deutlich, dass es kein einfaches Rezept gibt, um Sprachbarrieren zu überwinden. Derzeit bleibt abzuwarten, wie sich die politische Landschaft entwickeln wird und welche Maßnahmen tatsächlich implementiert werden, um den Herausforderungen im Bildungsbereich effektiv zu begegnen.
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