In der turbulenten Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg spielte das Radio eine entscheidende Rolle in Österreichs Wiederaufbau. Der Österreichische Rundfunk nahm seinen Sendebetrieb in Wien wieder auf, und bereits vor Kriegsende wurde die Bildung der provisorischen Regierung live im Radio übertragen.
Gemeinsam mit Protagonisten aus der Zeit der alten RAVAG vor 1938 gelang es, trotz improvisierter Mittel den Rundfunk in vier Sendergruppen aufzuteilen. In der russischen Besatzungszone entstand „Radio Wien“, in der US-amerikanischen Zone „Rot-Weiß-Rot“, in der britischen Zone „Alpenland“ und in der französischen Zone die „Sendergruppe West“. Sowohl „Rot-Weiß-Rot“ als auch „Alpenland“ bekamen jeweils einen zusätzlichen Sender in Wien. Das „Blue Danube Network“, ein amerikanisches Soldatenradio mit jazzigem Programm, erfreute sich besonders bei der österreichischen Jugend großer Beliebtheit.
Die Koordination der Sendergruppen verbesserte sich im Laufe der Jahre, und mit dem Staatsvertrag von 1955 wurden sie alle wieder unter österreichischer Kontrolle vereint. Die Gründung der Österreichischen Rundfunk-Ges.m.b.H. im Jahr 1957 legte den Grundstein für den heutigen ORF.
Das bevorstehende Jubiläum „100 Jahre Radio in Österreich“ wird mit einer speziellen Sendereihe gefeiert, die von August bis Dezember jeden Monat verschiedene Jahrzehnte und Aspekte der österreichischen Radiogeschichte beleuchtet. Historische Originaltöne und Interviewausschnitte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen werden von Radiogeschichte-Experten kontextualisiert und eingeordnet.
Für alle Radiogeschichtsinteressierten steht ein Podcast zur Verfügung, in dem die spannende Entwicklung des Radios in Österreich nachvollzogen werden kann. Die Arbeit und Innovationen der Vergangenheit haben den Weg für das moderne Radio in Österreich geebnet und zeigen die Bedeutung des Mediums in einer Zeit des Wandels und der Erneuerung.
