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Die Entwicklung des österreichischen Wahlsystems: Von der Monarchie bis zur Normalisierung

Das österreichische Wahlsystem hat im Laufe der Jahre mehrere Veränderungen durchlaufen. Zuerst durften nur Männer wählen, die einen gewissen Stand hatten oder genug Steuern zahlten. Erst 1907 wurden alle Männer über 24 Jahren zum Wahlrecht zugelassen. Frauen mussten noch weitere elf Jahre warten, bis sie wählen durften. Die Einführung des Frauenwahlrechts erfolgte erst nach dem Ende der Monarchie.

Nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes stand die Zweite Republik vor der Entscheidung, ob ein Mehrheitswahlrecht oder ein Verhältniswahlrecht eingeführt werden sollte. Aufgrund der konfliktreichen Geschichte Österreichs entschied man sich für das Verhältniswahlrecht. In den meisten Bundesländern wurde zudem ein Proporzsystem eingeführt, bei dem Parteien, die genug Stimmen erhalten hatten, automatisch Anspruch auf eine Regierungsbeteiligung hatten. Diese Regelung wurde später größtenteils wieder abgeschafft.

Die erste große Veränderung des Wahlsystems erfolgte im Jahr 1970. Diese Reform fiel in die Zeit der einzigen Minderheitsregierung in Österreich unter Bruno Kreisky. Die SPÖ-Alleinregierung wurde damals von der FPÖ unterstützt, die eine Wahlrechtsreform anstrebte. Durch die Reform wurden die Mandate von 165 auf 183 erhöht und die Wahlkreise von 25 auf neun reduziert. Zudem wurde ein neues mathematisches Verfahren zur Berechnung der Mandate eingeführt, das kleinere Parteien begünstigte.

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Im Jahr 1992 erfolgte die zweite große Änderung des Wahlsystems. Es wurde eine dritte Ebene beim Wahlgang eingeführt, auf der man seine Stimme auf regionaler Ebene abgeben konnte. Dadurch sollten Politiker:innen dazu motiviert werden, sich stärker in ihrer Heimatregion zu profilieren. Es wurden 43 neue Regionalwahlkreise in ganz Österreich eingeführt, die später auf 39 reduziert wurden. Zudem wurde die Möglichkeit von Vorzugsstimmen ausgebaut.

Die Veränderungen im Wahlsystem führten zu einer Normalisierung der Parteienlandschaft in den Achtzigern und Neunzigern. Österreich hatte zuvor ein ungewöhnlich kleines Zwei- bzw. Dreiparteiensystem. Mit der Zeit wuchs die Parteienlandschaft auf eine üblichere Größe an, und derzeit sind fünf Parteien im Nationalrat vertreten.

Das österreichische Wahlsystem hat sich also im Laufe der Jahre weiterentwickelt, um eine gerechtere Mandatsvergabe und eine stärkere Einbindung der Wähler:innen zu ermöglichen. Es ist ein Beispiel dafür, wie ein scheinbar technisches Thema wie die Berechnung der Mandate in Wahrheit politisch hochrelevant ist und die Zusammensetzung des Nationalrats und der Regierung beeinflusst.

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Weitere Informationen zum österreichischen Wahlsystem finden Sie in den verlinkten Artikeln.

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