Trauer um Altbürgermeister Stingl: Graz nimmt Abschied von einer Legende

Grazer Altbürgermeister Alfred Stingl wurde am 17. Juni 2025 in einer bewegenden Trauerfeier gewürdigt, an der zahlreiche Persönlichkeiten teilnahmen.
Grazer Altbürgermeister Alfred Stingl wurde am 17. Juni 2025 in einer bewegenden Trauerfeier gewürdigt, an der zahlreiche Persönlichkeiten teilnahmen. (Symbolbild/DNAT)

Trauer um Altbürgermeister Stingl: Graz nimmt Abschied von einer Legende

Graz, Österreich - Am 17. Juni 2025 fand in Graz die Trauerfeier für den ehemaligen Bürgermeister Alfred Stingl statt, der am 29. Mai im Alter von 86 Jahren verstorben war. Die Zeremonie zog zahlreiche Trauergäste an, darunter Bürger, Politiker und Künstler. Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) und Peter Grabensberger waren unter den Rednern, während Franz Küberl, ehemaliger Caritas-Präsident, die Grabrede hielt. Viele Anwesende verweilten still vor dem Sarg und drückten ihre Anteilnahme in unterschiedlichen Formen aus, angefangen bei stiller Andacht bis hin zu emotionalen Äußerungen. Eine ältere Dame, die an der Trauerfeier teilnahm, berichtete, dass es ihr schwer fiel, der Zeremonie beizuwohnen, aber es ein dringendes Bedürfnis für sie war.

Der Partezettel, der in der Kirche am Grazer Zentralfriedhof ausgelegt war, zeigte das imposante Dachsteinmassiv von der Ramsau und zierte ein Zitat des Dalai Lama über Liebe und Mitgefühl. Dies verweist auf Stingls bemerkenswerte Verbindung zu spirituellen und gesellschaftlichen Themen während seiner Amtszeit.

Ein Erbe der Integration und Innovation

Alfred Stingl wurde am 28. Mai 1939 in eine Arbeiterfamilie geboren und erlebte in seiner Kindheit die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Schulabschluss begann er eine Lehre als Schriftsetzer in der Druckerei Leykam. 1962 trat er der „Jungen Generation“ der steirischen SPÖ bei. Sein politischer Aufstieg begann 1968 mit seiner Wahl in den Gemeinderat, und schon bald übernahm er 1973 das Jugendressort als Stadtrat. Am 10. Januar 1985 wurde Stingl schließlich zum Bürgermeister von Graz angelobt.

Stingls fast 18-jährige Amtszeit war geprägt von einer integrativen Politik, die alle Grazerinnen und Grazer ins Boot holte. Unter seiner Führung erhielt die Altstadt von Graz den UNESCO-Weltkulturerbe-Status, ein Meilenstein, der auch Grund für viele kulturelle Veranstaltungen und Programme in der Stadt wurde. Das EU-Kulturhauptstadtjahr 2003 in Graz geht maßgeblich auf seine Initiative zurück, ebenso wie der Wiederaufbau der 1938 von den Nazis niedergebrannten Grazer Synagoge.

Sein Engagement über die politik hinaus als Sozial-Ombudsmann und Präsidiumsmitglied des „steirischen herbst“ zeigt, wie sehr Stingl in der sozialen und kulturellen Landschaft der Stadt verankert war. Als beliebten Bürgermeister über Parteigrenzen hinweg wird er in Erinnerung bleiben.

Graz und das Welterbe

Die Verdienste Alfred Stingls kommen nicht nur in seiner Politik zum Tragen, sondern auch in der Stadtentwicklung, die Graz in den letzten Jahren durch diverse Initiativen geprägt hat. Im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen, die das Welterbe in der Stadt feiern, wird die Bedeutung der historischen Altstadt weiterhin hervorgehoben. Anlässlich des Europäischen Denkmaltags, der jedes Jahr am 18. April gefeiert wird, organisiert die Stadt Graz unterschiedliche Programme, um das Welterbe für Schüler und die Bevölkerung greifbarer zu machen. Workshops und kulinarische Erlebnisse fördern das Bewusstsein für die kulturellen Schätze der Stadt, die Stingl während seiner Amtszeit so erfolgreich förderte.

Alfred Stingl bleibt unvergessen. Seine Rolle als „Brückenbauer“ für die Grazer Bevölkerung wird in den Herzen vieler Menschen weiterleben. Die Trauerfeier an seinem letzten Weg zeigt das große Erbe, das er hinterlässt, und die wertvollen Erinnerungen, die an seine Zeit als Bürgermeister knüpfen.

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OrtGraz, Österreich
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