In der Alpenregion, insbesondere in Bayern und Österreich, gibt es besorgniserregende Nachrichten für die Latschenkiefer. Ein eingeschleppter Pilz mit dem Namen *Lecanosticta acicola*, der aus Nord- und Mittelamerika stammt, beginnt zunehmend, die Bestände dieser wichtigen Baumart zu bedrohen. Der Pilz verursacht die sogenannte Nadelbräune, welche die Vitalität der Pflanzen erheblich beeinträchtigt und im schlimmsten Fall zu deren Absterben führen kann.
Besonders betroffen sind laut dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kempten vor allem die Spirken, die auch als Moorkiefern bekannt sind. Diese befinden sich in den Mooren rund um Seeg, im Kempter Wald sowie bei Buchenberg im Ostallgäu und Oberallgäu. Simon Östreicher, der Bereichsleiter Forsten, äußerte sich besorgt: „Leider ist die Lecanosticta-Nadelbräune inzwischen auch im Allgäu ein größeres Problem.“ Die enge Verwandtschaft zwischen Spirke und Latsche lässt befürchten, dass der Pilz auch die Latschenkiefern befallen wird.
Aktueller Stand in den Allgäuer Alpen
Obwohl in den Latschenfeldern der Allgäuer Alpen bislang noch keine größeren Pilzbefälle beobachtet wurden, bleibt die Situation angespannt, da sich das Verbreitungsgebiet von Spirken und Latschen überlappen. Östreicher erklärt: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Latschenkiefer ebenfalls betroffen sind.“ Die Naturschützer stehen vor der Herausforderung, dass der Pilz sich durch Sporen verbreitet, was effiziente Abwehrmaßnahmen, wie die Einrichtung von Quarantänezonen, stark erschwert. “Eine Anwendung von Fungiziden ist in den sensiblen Mooren nicht möglich. Wir können nur hoffen, dass sich die Ausbreitung des Pilzes verlangsamt und es genügend resistente Bäume gibt”, fügte er hinzu.
Die Gesundheit der Latschenkiefern ist von großer Bedeutung, nicht nur für die Wälder selbst, sondern auch für die Stabilität der Böden und den Schutz vor Naturgefahren wie Erosion oder Hochwasser. „Die Latschen sind Schutzwälder, die für die Tallagen unverzichtbar sind“, betonte Östreicher. Zudem beherbergen die Moorkiefernwälder und Latschengebüsche viele spezialisierte Pflanzen- und Tierarten, deren Lebensraum gefährdet ist.
Forschung im Nationalpark Berchtesgaden
Vor dem Hintergrund dieser Risiken hat im Nationalpark Berchtesgadener Land ein Forschungsprojekt begonnen. Das Ziel ist es, die Folgen der Baumkrankheit auf die Gebirgsökosysteme zu untersuchen. Projektleiterin Barbara de Araujo erläuterte: „Die Latsche spielt eine zentrale Rolle, da sie den Boden stabilisiert und das Mikroklima reguliert.“ Zudem fördert sie die Humusbildung und bietet anderen Pflanzen einen Lebensraum.
In dieser Forschung werden 72 Holzkästen mit Samen verschiedener Baumarten unter gesunden und kranken Latschen sowie im offenen Gelände platziert. Die Wissenschaftler erhoffen sich, in zwei Jahren erste Ergebnisse vorlegen zu können.
Insgesamt stellt der Befall durch die Braunfleckenkrankheit eine ernsthafte Bedrohung für die Latschenkiefern im Allgäu dar. Seitdem der Pilz erstmals 2015 in den Lechtaler Alpen identifiziert wurde, ist er in verschiedenen Regionen nachgewiesen worden, insbesondere im Nationalpark Berchtesgaden. Experten warnen vor der hohen Gefahr einer epidemischen Ausbreitung, insbesondere in Nachbarländern wie Österreich. Dies erfordert dringend ein koordiniertes Handeln der zuständigen Stellen und Forscher.
Für weitere Informationen über die aktuelle Lage und die spezifischen Maßnahmen, die ergriffen werden können, wird auf einen ausführlichen Bericht verwiesen bei www.allgaeuer-zeitung.de.