Im Bezirk Reutte müssen Frauen mit einem erheblichen Einkommensverlust von 23,4 Prozent im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen leben, was jährlich 12.995 Euro entspricht. Diese alarmierende Zahl kommt vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) und zeigt eindrucksvoll, wie groß die Kluft zwischen den Geschlechtern in der Arbeitswelt ist. In der Statistik arbeiten somit Reuttener Arbeitnehmerinnen in diesem Jahr insgesamt 86 Tage lang ohne Bezahlung.
Der tirolweite Equal Pay Day, der darauf hinweist, dass Frauen ab einem bestimmten Datum im Jahr unentgeltlich arbeiten, wird heuer am 21. Oktober begangen, während der österreichweite Tag auf den 1. November fällt. Betty Zangl, die Regionalfrauenvorsitzende des ÖGB, äußert sich empört über die anhaltende Ungleichheit: „Es ist ein Skandal, dass Frauen auch im Jahr 2024 so viel weniger verdienen!“ Sie fordert dringend gesetzliche Maßnahmen wie mehr Transparenz bei Löhnen und verpflichtende Lohnberichterstattung.
Forderungen nach Veränderungen
Zangl macht auch auf die langfristigen Folgen der Lohndiskriminierung aufmerksam, insbesondere im Hinblick auf Altersarmut, die oft Frauen betrifft. Sie unterstreicht die Notwendigkeit für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie erwähnt die Dringlichkeit eines umfassenden Angebotes an kostenlosen Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen. „Diese Strukturen sind keine Luxusgüter, sondern Grundvoraussetzungen für Chancengleichheit“, betont sie und hebt hervor, dass vor allem Frauen stark betroffen sind, da sie oft Teilzeitarbeit leisten oder ganz auf Erwerbstätigkeit verzichten.
Sonja Föger-Kalchschmied, die Landesfrauenvorsitzende des ÖGB in Tirol, fordert ebenfalls tiefgreifende Reformen von der nächsten Bundesregierung. Sie spricht sich für eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich aus, von der insbesondere Frauen profitieren würden. „Es ist an der Zeit, den Stillstand in der Frauenpolitik zu beenden“, sagt sie und stellt klar, dass Lippenbekenntnisse nicht ausreichen. Die Umsetzung konkreter Maßnahmen ist dringend erforderlich, um strukturelle Ungleichheiten abzubauen und Frauen die wirtschaftliche Unabhängigkeit zu ermöglichen.
Insgesamt zeigt der Bericht des ÖGB, dass der Handlungsbedarf in der Frage der Lohngerechtigkeit und der Unterstützung für Frauen im Berufsleben enorm ist. Sowohl Arbeitgeber als auch Politik sind aufgefordert, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um eine Gleichstellung der Geschlechter im Arbeitsmarkt zu erreichen. Es bleibt abzuwarten, wie die künftige Regierung auf diese Missstände reagieren wird und ob es zu einer Zeitenwende in der Frauenpolitik kommt. Informationen über die Hintergründe sind auf www.merkur.de verfügbar.