Der zunehmende Verkehr auf der Brennerautobahn, der seit Jahren für Diskussionen in Nord- und Südtirol sorgt, steht erneut im Fokus. Eine von der Handelskammer Bozen ins Leben gerufene Studie mit dem Titel „Studie Worst Case Brenner“ thematisiert die potenziellen wirtschaftlichen Verluste durch die bevorstehenden Verkehrsbeschränkungen. Bei der Untersuchung wird ein Verlust von bis zu 600 Millionen Euro prognostiziert, was die Dringlichkeit der Problematik verdeutlicht.
Die Bauarbeiten auf der Brennerautobahn haben in den letzten Wochen zu erheblichen Staus geführt und gezeigt, dass die bestehende Verkehrsführung, insbesondere die bevorstehende Einspurigkeit auf der Luegbrücke ab 2025, nicht die erhoffte Entlastung bringen kann. Die Handelskammer Bozen kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die jetzigen Regelungen die Verkehrsflüsse nicht effizient genug steuern können, insbesondere in Zeiten hoher Belastung.
Geplante Einschränkungen
Die Luegbrücke wird ab dem 1. Januar 2025, bis zu ihrer Erneuerung, zumeist nur einspurig befahrbar sein. Zunächst wird ASFINAG ermöglichen, dass in bestimmten Zeiträumen die Brücke temporär zweispurig sowohl in nördlicher als auch in südlicher Richtung genutzt werden kann. Dies stellt jedoch nur einen kleinen Teil des Jahres dar. Der restliche Verkehr wird erheblich eingeschränkt, was für Lkw-Fahrer bedeutende Folgen hat.
Die Handelskammer zieht in ihrer Analyse in Betracht, dass ein Abbau der infrastrukturellen Kapazitäten weitreichende negative Auswirkungen auf die regionalen Exporte haben könnte. Uniontrasporti, die für die Studie Verantwortliche, stellt klar, dass die wirtschaftlichen Einbußen bei einer vollständigen Schließung der Luegbrücke und einem Verbot für Schwerverkehr auf der Brennerstraße in einem Schätzbereich von 640 Millionen Euro pro Jahr liegen könnten.
Um solche Ausfälle zu vermeiden, fordert die Handelskammer die Zulassung von Lkw-Fahrten während der Nacht sowie eine ganzjährige Nutzung der Brücke mit zwei Fahrspuren in beide Richtungen. Weiterhin sei es von zentraler Bedeutung, den Straßenverkehr verstärkt auf die Schiene zu verlagern, wobei die Erweiterung der RoLa bis nach Trient angestrebt wird.
Signifikante wirtschaftliche Auswirkungen
Die negativen wirtschaftlichen Konsequenzen sind erheblich. Eine deutliche Reduzierung der Kapazitäten durch nur einen Fahrstreifen bedeutet nach Schätzungen der Handelskammer für die Wirtschaft jährlich Einbußen von etwa 174 Millionen Euro. Dies führt im schlimmsten Fall dazu, dass Unternehmen gezwungen sind, andere Verkehrsrouten, wie den San-Bernardino-Pass oder den Gotthardpass, zu wählen. Diese Veränderungen können dazu führen, dass viele Handelspartner sich nach langfristigen Alternativen umsehen. Eine solche Entwicklung könnte für italienische Unternehmen nach Beendigung der Bauarbeiten gravierende Folgen haben, da sie möglicherweise keine Rückkehr ihrer Geschäftspartner erwarten können.
Zusätzlich würde der Reiseverkehr abwandern, da Urlauber möglicherweise andere Ziele auswählen, die einer einfacheren Erreichbarkeit entsprechen. Dies könnte dem Wirtschaftszweig weiteren Schaden zufügen.
Die Industrievertretungen betonen die Wichtigkeit der Gewährleistung eines flüssigen Verkehrsflusses, der auch für den Tourismus von größter Bedeutung ist. Ein reibungsloser Verkehr durch den Brenner spielt eine entscheidende Rolle, sowohl für die Anreise von Touristen als auch für die Mobilität der einheimischen Bevölkerung. Angesichts der bevorstehenden Änderungen scheint die Problematik der Verkehrseinschränkungen aus mehreren Perspektiven besorgniserregend.
Die rette Lösung könnte möglicherweise die Aufhebung des Nachtfahrverbots für die gesamte Bauzeit sein, um den Verkehr nachhaltig besser zu steuern und Engpässe zu vermeiden.
Die Verantwortlichen, darunter Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, und Andrea De Zordo, unterstreichen, dass ohne unverzügliche Maßnahmen der Brennerkorridor mindestens 50 Prozent weniger Kapazität haben wird, was die wirtschaftlichen Perspektiven nicht nur für die Region, sondern auch für die umliegenden Länder beeinträchtigt. Die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Staaten bei der Verkehrspolitik wird ebenfalls hervorgehoben, um die negativen Auswirkungen, wie Staus, weitestgehend zu reduzieren.
Für weitere Informationen zu den Auswirkungen dieser Situation kann ein detaillierter Bericht auf www.meinbezirk.at nachgelesen werden.