Im lebendigen KulturQuartier Leoben wurden vergangen Donnerstag gleich zwei bedeutende Ausstellungen eröffnet, die tief in das bergbauliche Erbe der Region eintauchen. Diese Ausstellungen sind bis zum 20. Januar 2025 für Besucher zugänglich.
Das erste Highlight ist die Ausstellung „60 Jahre Schließung Bergbau Seegraben“. Diese erinnert an einen wichtigen Moment in der österreichischen Industriegeschichte: Vor 60 Jahren, 1964, wurde im Glanzkohlebergwerk Seegraben die letzte Förderschicht gefahren. Dieses Bergwerk hatte über Jahrhunderte hinweg einen wertvollen Rohstoff für die Hochöfen von Donawitz geliefert. Gezeigt werden beeindruckende historische Fotografien und Postkarten aus dem Zeitraum von 1900 bis 1964, die die entbehrungsreiche Arbeit der Bergleute dokumentieren und einen Einblick in deren Lebensumstände geben.
Die Rolle der Frauen im Bergbau
Die zweite Ausstellung trägt den Titel „Wir Klauberinnen“ und wurde von der Künstlerin Karin Hojak-Talaber kuratiert. Hier wird die Härte und der unermüdliche Einsatz von Frauen gewürdigt, die von 1912 bis 1967 am Erzberg tätig waren. Diese Frauen arbeiteten in zwölf Sortieranlagen, wo sie im Zweischichtbetrieb wertlose Materialien von erzhaltigem Gestein trennten. Eine physisch und psychisch herausfordernde Aufgabe, die ihr Leben über fünf Jahrzehnte prägte.
In dieser Ausstellung werden Fotos, persönliche Geschichten und originale Gegenstände präsentiert, die die „Brecherweiber“ lebendig werden lassen. Diese Aufarbeitung ist eine starke Erinnerung an einen oft ignorierten Teil der Bergbaugeschichte und stellt die Frauen, die eine wesentliche Rolle im größten Erztagebau Mitteleuropas spielen, in den Mittelpunkt.
Zusätzlich zu den Ausstellungen erwarten die Besucher im November und Dezember besondere Führungen. Am 27. November wird Kuratorin Karin Hojak-Talaber die Geschichte der „Klauberinnen“ erläutern, während am 29. November Evelyn Hohl durch die Schau zum Bergbau Seegraben führt. Für alle Interessierten, die mehr über die faszinierende Geschichte des Bergbaus erfahren möchten, sind diese Führungen eine hervorragende Gelegenheit.
Der Dezember wird mit einer bergmännischen Brauchtumsstunde, einem Fackelzug und einer traditionellen Barbaramesse im Zeichen des Bergbaus stehen. Diese Veranstaltungen sind nicht nur kulturelle Höhepunkte, sondern auch festliche Anlässe, die die Traditionen der Region lebendig halten. Die Barbaramesse findet am 4. Dezember in der Stadtpfarrkirche statt, gefolgt von einer Andacht bei der Bergkapelle in Leoben-Seegraben und einer Feier im Vereinsheim der Steirerherzen Seegraben.
Insgesamt bieten die Ausstellungen nicht nur einen eindrucksvollen Rückblick auf die Bergbauvergangenheit Leobens, sondern eröffnen auch spannende Einblicke in die Geschichten der Menschen, die in dieser Branche arbeiteten.