Pfunds sagt klar Nein: Volksbefragung stoppt umstrittenes Kraftwerksprojekt!

Pfunds sagt klar Nein: Volksbefragung stoppt umstrittenes Kraftwerksprojekt!

Pfunds, Österreich - In einer Volksbefragung in der Gemeinde Pfunds stimmten am 15. Juni 2025 beeindruckende 84,45 Prozent der Wähler gegen den geplanten Ausbau des Kraftwerks Kaunertal. Bürgermeisterin Melanie Zerlauth gab das Ergebnis auf der Homepage der Gemeinde bekannt. Bei einer Wahlbeteiligung von 68,14 Prozent, an der insgesamt 2.075 Stimmberechtigte teilnahmen, stimmten 1.204 Bürger mit Nein und nur 205 mit Ja. Die Volksbefragung, die nicht bindend ist, dreht sich um die Frage, ob die Gemeinde das Projekt ‚Ausbau Kraftwerk Kaunertal‘ im Rahmen ihrer Rechte im Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren befürworten soll. Der Tiroler Energieversorger Tiwag plant den Bau eines Pumpspeichers, der zusammen mit einem Stausee im Hochtal über Pfunds realisiert werden soll.

Das Kraftwerksprojekt wird seit Jahren intensiv diskutiert. Für Tiwag stellt es einen zentralen Baustein in der Energiewende dar. Umweltschützer und diverse Bürgerinitiativen hingegen lehnen das Vorhaben vehement ab. Sie warnen vor den möglichen negativen Folgen für die Natur, insbesondere in Bezug auf die Zerstörung wertvoller Lebensräume. Ein Umweltbündnis aus mehr als 35 Organisationen hat bereits über 100.000 Unterschriften gegen den Kraftwerksausbau gesammelt.Dolomitenstadt berichtet, dass Tiwag den Vorwurf zurückweist, ein Hochmoor im Platzertal zu gefährden, und behauptet, dass es kein solches Hochmoor in der Region gibt.

Widerstand der Bevölkerung

Die Pläne für das Pumpspeicherkraftwerk wurden bereits 2009 eingereicht, und die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) fand 2012 erstmals statt. Tiwag reichte die Pläne Ende März 2025 erneut zur UVP ein, nachdem das Unternehmen vier Mal mit Verbesserungsaufträgen konfrontiert war. Aktuell wurde das Projekt in zwei Teile geteilt; der erste Teil umfasst die Errichtung des Pumpspeichers Versetz sowie des Speichers Platzertal, während die Zukunft des zweiten Teils, zu dem das Unterstufenkraftwerk Prutz 2 und das Kraftwerk Imst 2 gehören, ungewiss ist. Hier gegen den zweiten Teil gab es erheblichen Widerstand, was dazu führte, dass Tiwag das Vorhaben aufgrund politischen Drucks zurückstellte.

Zusätzlich zu den Bedenken der Pfundser Bürger stimmte in einer Volksbefragung die Bevölkerung von Sölden mit 96,19 Prozent gegen die ursprünglichen Pläne. Auch frühere und aktuelle Landesregierungen, darunter die ÖVP und SPÖ, haben sich für den Ausbau des Kaunertaler Kraftwerks ausgesprochen. Tiwag betont, dass das Projekt notwendig ist, um die Energieautonomie Tirols bis 2050 zu erreichen. In diesem Kontext hat der WWF das Ergebnis der Volksbefragung begrüßt und fordert den endgültigen Stopp des Projekts. Der WWF-Experte Maximilian Frey erklärte, dass die Flutung des Platzertals einen einzigartigen Naturschatz zerstören würde.

Finanzielle Aspekte und Alternativen

Die Diskussion um Pumpspeicherkraftwerke ist nicht auf Tirol beschränkt. Laut einer Studie des NRW-Umweltministeriums wurden zahlreiche Standorte in Deutschland analysiert, um das Potenzial für neue Pumpspeicherkraftwerke zu bewerten. Die Ergebnisse zeigen, dass der Bau solcher Anlagen derzeit durch ungünstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen gehemmt ist.BUND NRW berichtet von einem technisch machbaren Speicherpotenzial von 56 Gigawattstunden. Neue unterirdische Pumpspeicherkraftwerke werden als Option erwogen, jedoch stehen auch hier zahlreiche Herausforderungen im Raum. Deren Kosten liegen zwischen 600 und 2400 Euro pro Kilowatt, was sie mit oberirdischen Projekten vergleichbar macht.

Die kritischen Stimmen in der Diskussion um den geplanten Pumpspeicher im Platzertal heben hervor, dass das Projekt weder wirtschaftlich noch zukunftsfähig ist. Naturschützer fordern deshalb naturverträgliche Alternativen, um eine Balance zwischen Energieproduktion und Umweltschutz zu finden. Der WWF hebt hervor, dass für nachhaltige Lösungen kein Zwang zur Zerstörung von Natur und Lebensräumen bestehen sollte.WWF sieht in dem geplanten Vorhaben gar die Gefahr, dass es sich zu einem Milliardengrab entwickeln könnte, sollten die angenommenen Investitionen nicht den erwarteten Ertrag liefern.

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OrtPfunds, Österreich
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