Im Rahmen eines innovativen Modells hat die Organisation „Zeitpolster“ die Nachbarschaftshilfe neu definiert. Hierbei handelt es sich um eine Form der Unterstützung, die es Menschen ermöglicht, sich gegenseitig zu helfen, ohne dass sie aus einem Pflegeberuf stammen müssen. Wie der zweitverantwortliche Wiesmüller betont, ist es wichtig, breit aufgestellt zu sein. Die Hilfe, die angeboten wird, geht über herkömmliche Pflegeleistungen hinaus und reicht von Botengängen über Arztfahrten bis hin zu administrativer Unterstützung.
Gleichzeitig wird mit diesem Ansatz den pflegenden Angehörigen eine Entlastung geboten. Viele Betroffene erleben den Druck, sich um Familienmitglieder zu kümmern, während sie gleichzeitig ihr eigenes Leben meistern. Wiesmüller beschreibt sein „Helfersyndrom“ humorvoll, erwähnt aber ernsthaft die Notwendigkeit, den sozialen Zusammenhalt in der Gemeinschaft zu fördern. „Es ist ein tolles Instrument, um der Altersvereinsamung und den Betreuungsengpässen, auf die wir zuschlittern, entgegenzuwirken“, so Wiesmüller.
Hintergrund und Herausforderungen
Der demografische Wandel sowie eine steigende Erwerbstätigkeit haben dazu geführt, dass immer weniger Zeit für familiäre Pflege und Unterstützung bleibt. Zeitpolster hat in Anbetracht dieser Veränderungen Lösungen entwickelt. Der Bedarf an Dienstleistungen für ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen sowie für Kinder wächst. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, wurde das Zeitpolster-Modell ins Leben gerufen, das 2018 in Vorarlberg gegründet wurde und mittlerweile auch in Niederösterreich aktiv ist.
Dabei ist der Zugang für die Nutzer einfach: Wer Hilfe benötigt, kann nahezu alle Services in Anspruch nehmen, muss jedoch zunächst Zeitstunden ansparen. Diese Stunden werden durch eine Gebühr von aktuell neun Euro pro Stunde finanziert. Fast die Hälfte dieser Gebühren fließen in ein Notfallkonto, das dazu dient, – falls notwendig – zusätzliche Leistungen kaufen zu können. Aufgrund der Neugestaltung der Familienstrukturen und der gesamtgesellschaftlichen Veränderungen gibt es viele Menschen, die noch keine Stunden angespart haben und dringend Hilfe benötigen.
Wachstum und Möglichkeiten zur Mitgestaltung
In Österreich bestehen derzeit 38 Zeitpolster-Gruppen, von denen zwölf in Niederösterreich angesiedelt sind. Die Initiative zeigt großes Engagement, sich weiter auszubreiten; neue Gruppen sind bereits in Planung. Wiesmüller äußert große Freude über die Möglichkeit, dieses Vorsorgeprinzip in ihren Heimatbezirk einzuführen und bedankt sich bei der Gemeinde für die Unterstützung, die sie bereits erhalten hat.
Interessierte an einer Mitarbeit in diesem sozialen Projekt sind herzlich eingeladen, an einem Informationsabend teilzunehmen, der am 13. November um 18 Uhr im Lokal „Frau Ida“ am Zwettler Hauptplatz stattfindet. Darüber hinaus werden ab 23. Jänner regelmäßige Stammtische im Gasthaus Hacker veranstaltet, um den Austausch und das Engagement innerhalb der Gemeinschaft zu fördern.