Die Nitratbelastung im Brunnenwasser in den Landkreisen SÜW und Germersheim bleibt ein ernstes Problem. Trotz eines Anstiegs von Auflagen zur Düngemenge und den Zeitpunkten der Düngung zeigt die Auswertung der Brunnenwasserproben, dass die Werte nicht genug gesenkt werden konnten. Am Informationsstand in Herxheim diskutierten Bürger besorgt über die Testergebnisse vom 16. September, als insgesamt 43 Wasserproben entnommen wurden. Milan Toups vom VSR-Gewässerschutz gab Auskunft über die Ausgangssituation und mögliche Maßnahmen.
Laut den Ergebnissen haben etwa 25 Prozent der getesteten Brunnen eine Nitratbelastung von über 50 Milligramm pro Liter (mg/l) festgestellt. Besonders alarmierend war die Messung in Hayna, wo 111 mg/l erfasst wurden. Auch in den umliegenden Gemeinden wie Steinweiler, Herxheim und Rohrbach lagen die Werte erschreckend hoch. Dieses Phänomen stellt nicht nur ein Gesundheitsrisiko dar, sondern wirft auch Fragen zur Einhaltung der Nitratrichtlinie auf, die Grenzwerte für Nitrat vorschreibt.
Unzureichende landwirtschaftliche Praktiken
Der Landkreis Südliche Weinstraße besteht zum großen Teil aus landwirtschaftlichen Flächen, die mit nur 42 Prozent Baumbewuchs extrem wenig grün sind. Die Intensivierung der Landwirtschaft hat dazu geführt, dass immer mehr Bäume verschwinden, was negative Auswirkungen auf die Nitratbelastung hat. Nitrat aus Dünger gelangt bei Regen schnell in tiefere Bodenschichten und wird für die Feldfrüchte unbrauchbar. Im Gegensatz dazu können Bäume dieses Nitrat mit ihren tiefen Wurzeln aufnehmen und nutzen. „Der Einsatz von Baumstreifen auf Feldern könnte langfristig die Nitratbelastung im Brunnenwasser verringern“, so Dr. Harald Gülzow, ein Physiker und Experte für Gewässerschutz.
Er bezeichnete das Agroforstsystem als eine moderne Lösung, die Forstwirtschaft mit landwirtschaftlichen Praktiken vereint. Diese Systeme haben sich bisher als erfolgreich erwiesen, um die Nitratbelastung zu reduzieren, ohne dass die Erträge auf den Feldern beeinträchtigt werden. Baumstreifen aus schnellwachsenden Spezies wie Pappeln oder Erlen bieten zusätzliche Vorteile: Sie fungieren als natürliche Barrieren gegen Verdunstung und fördern damit die Wasserversorgung der angrenzenden Felder, insbesondere in trockenen Sommern.
Landwirte in der Region können seit Anfang 2023 Förderungen beantragen, um solche Agroforstflächen anzulegen. Dennoch wird berichtet, dass die aktuellen Zuschüsse und Bedingungen nicht genug Anreiz bieten, um signifikante Flächenumwandlungen zu erreichen. Die Gründe dafür sind verständlich: Hochinvestive Kosten und die langfristige Wachstumszeit der Bäume stehen dem schnellen und kurzfristigen landwirtschaftlichen Profit entgegen. Gülzow fordert deshalb mehr Unterstützung für die Landwirte in Rheinland-Pfalz, um diesen umweltfreundlichen Ansatz wirtschaftlich tragfähig zu gestalten.
Am Informationsstand erhielten besorgte Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich über mögliche Wasserprobenabnahmen zu informieren. „Für alle, die den Testtag verpasst haben, gibt es die Möglichkeit, eine Wasserprobe per Post einzusenden“, erklärte Toups. Proben, die bis Ende November abgeschickt werden, fließen in die Jahresauswertung des VSR-Gewässerschutz ein und ermöglichen eine präzisere Analyse der Nitratbelastung in Südliche Weinstraße.
Das Projekt zeigt auf, dass trotz intensiver Bemühungen zur Regulierung der Düngemengen und zur Sensibilisierung der Bevölkerung die Probleme in Bezug auf die Nitratbelastung im Grundwasser nicht unterschätzt werden dürfen. Der VSR-Gewässerschutz wird weiterhin aktiv sein und das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Veränderungen in der Landwirtschaft schärfen, insbesondere für die Wiederbepflanzung von Baumstreifen, um die Gesundheit des Grundwassers zu schützen und zu verbessern. Eine tiefere Analyse der gängigen Praktiken bietet der Artikel von www.pfalz-express.de.
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