In Windhaag bei Freistadt sind Josef Traxler und Josef Fenzl die Traditionalisten, wenn es um die Zeitumstellung der Kirchturmuhr geht. Während in den meisten Gemeinden moderne Techniken zur Anwendung kommen, um die Uhren automatisch zu stellen, übernehmen die beiden 66-Jährigen noch immer den alten Brauch und stellen die Uhr von Hand. Diese Vorgehensweise geschieht in der Nacht zum 27. Oktober, wenn die Sommerzeit endet und die Uhren eine Stunde zurückgestellt werden müssen.
Vor der eigentlichen Zeitumstellung klettern die beiden Freunde, die sich aus ihrer Schulzeit kennen, die schmalen Stufen bis zum Uhrpendel hinauf. „Wir halten einfach das Pendel für eine Stunde an“, erklärt Traxler und beschreibt so den einzigartigen Prozess, der in der kleinen Gemeinde stattfindet. Während der Wartezeit genießen die beiden eine Tasse Kaffee oder ein Bier, um die Zeit zu vertrödeln, bevor sie sich wieder auf den Turm begeben. „Die größte Herausforderung ist, die Zeit nicht zu übersehen“, fügt er schmunzelnd hinzu. In der Tat braucht es eine präzise Koordination, vor allem im Frühling, wenn sie das Uhrwerk tatsächlich verstellen müssen.
Traditionelles Handwerk
Die Handhabung des historischen Uhrwerks, das aus dem 19. Jahrhundert stammt, ist ein echter Kraftakt. Bei der Sommerzeitumstellung wird mit einer Zange gearbeitet, um die Zeiger der Uhr in die richtige Position zu bringen. Während einer von ihnen die Uhr dreht, bleibt der andere unten, um sicherzustellen, dass alles korrekt ist. „Einer dreht und einer kontrolliert“, erklären die beiden. Doch ihre Arbeit endet nicht mit der Zeitumstellung. Sie nutzen diese Gelegenheit auch, um das Uhrwerk zweimal im Jahr zu schmieren.
Die Pflege des Uhrwerks ist wichtig, insbesondere aufgrund der großen Temperaturschwankungen, die Einfluss auf das Pendel haben. „Unser Pendel ist neun Meter lang“, erläutert Pfarrassistent Peter Keplinger und fügt hinzu: „Bei Hitze dehnt es sich aus, bei Kälte zieht es sich zusammen. Dann stimmt die Zeit nicht mehr!“ Wenn das Pendel nicht mehr genau geht, ist Fenzl zur Stelle. „Ich kann vom Küchenfenster aus direkt auf den Kirchturm schauen“, sagt er mit einem Lächeln. So bleibt die Zeit stets präzise, auch wenn es zusätzliche Nachrichten über das Handy oder Anrufe von Dorfmitgliedern benötigt, um die Uhr zu überprüfen.
Die Zukunft der Kirchturmuhr
Was passiert, wenn Josef und Josef einmal nicht mehr zur Verfügung stehen? Die beiden sind optimistisch und glauben, dass es auch in Zukunft geschickte Hände geben wird, die sich um die Uhr kümmern. „In Windhaag hat es immer kreative Tüftler gegeben“, sind sie überzeugt. Aktuell wird die Kirchturmuhr von einem Waschmaschinenmotor unterstützt, der die Gegengewichte des Pendels anhebt. Diese innovative Technik zeigt, wie das traditionelle Handwerk nicht vollständig der Modernität weichen muss.
Im Gegensatz zu Windhaag haben es andere Gemeinden schwerer, jemanden für diesen Job zu finden. Automatische Systeme, die über Funk betrieben werden, sind mehr als nur eine Option, sie sind häufig die einzige Lösung. Der typische Weg, die Uhrzeit mit einer Atomuhr in Brüssel abzugleichen, ist für viele Kirchturmuhr-Betreiber längst Normalität geworden. Die Freiwilligen in Windhaag tragen somit eine wichtige Verantwortung zur Aufrechterhaltung dieses traditionsreichen Erbes, auch wenn viele in der Region bereits auf Automation umgeschwenkt sind. Ihre Hingabe zeigt sich in der erlebbaren Zeit, die Bürger und Besucher vor der Kirche genießen können.