In einem spannenden Schritt hat Vanessa Eder-Messutat, eine erfahrene Bühnenbildnerin und Illustratorin, den Quereinstieg an der Kreativ-Mittelschule Korneuburg gewagt. Nach etwa 20 Jahren Tätigkeit in der Theaterwelt, ist sie seit September 2024 zusätzlich als Lehrerin tätig. Diese Möglichkeit ergab sich durch die Initiative des Bildungsministeriums, die es Fachleuten aus anderen Bereichen erlaubt, als Lehrer zu arbeiten. Diese Entscheidung ist unter anderem eine Antwort auf den Mangel an Lehrkräften in Österreich. Laut Bildungsminister Martin Polaschek haben alleine heuer 500 Quereinsteiger das Lehrerteam im Land verstärkt.
Für Eder-Messutat war der Quereinstieg nicht nur eine berufliche Herausforderung, sondern auch eine sinnvolle Ergänzung ihres bisherigen Schaffens. Sie unterrichtet jetzt die Fächer Kunst, Technik und Design, und hebt hervor, dass sie ihre Berufserfahrungen fruchtbar in die Lehrtätigkeit einbringen kann. „Ich genieße meine neue Aufgabe sehr und habe einen guten Zugang zu den Kindern“, sagt sie.
Voraussetzungen für den Quereinstieg
Um als Quereinsteiger Lehrer werden zu können, sind einige Voraussetzungen notwendig: Ein abgeschlossenes Studium auf Bachelorniveau, mindestens drei Jahre Berufserfahrung sowie ein erfolgreich bestehendes Eignungsfeststellungsverfahren sind die wesentlichen Kriterien. Eder-Messutat hat diese Hürden erfolgreich überwunden und ist nun eine von 180 Quereinsteigern in Niederösterreich.
Bevor diese Quereinsteiger in der Klasse unterrichten dürfen, absolvieren sie einen zweiwöchigen Pädagogik-Grundkurs. Während dieser Zeit werden die wichtigsten Inhalte des Lehrerberufs vermittelt, insbesondere die verschiedenen Unterrichtsmethoden. Innerhalb von acht Jahren müssen sie zudem einen Hochschullehrgang an einer pädagogischen Hochschule nachholen.
Vorurteile gegenüber Quereinsteigern
Die Vorsitzende der NÖ Landeslehrer, Claudia Andre, weist jedoch darauf hin, dass Quereinsteiger oft umfangreiche Fachkenntnisse mitbringen, die den Schülerinnen und Schülern zugutekommen. Sie betont, dass die Fähigkeit, einen guten Draht zu den Schülern zu haben, nicht zwangsläufig von einer formalen Lehrerbildung abhängt. „Einen Draht zu den Schülerinnen und Schülern hat man oder nicht“, sagt Andre. Viele Vorurteile entstehen, weil traditionelle Lehrer sich nicht ausreichend über die Qualifikation von Quereinsteigern informieren.
Die Erfahrungen für Eder-Messutat und ihre Kollegin Anna-Maria Caroppo sind dabei durchweg positiv. Sie betonen die Hilfsbereitschaft ihrer Kollegen und die Möglichkeit, voneinander zu lernen. Caroppo, die zuvor in der Wirtschaft tätig war, berichtet: „Am Anfang geht es turbulent zu, aber das ist normal.“
Die Quereinsteiger bringen frische Perspektiven ins Klassenzimmer und können auf ihrem Fachgebiet oftmals wertvolle Einsichten weitergeben. „Ein Vorteil, den die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger mit Sicherheit an die Schulen bringen, ist ein Blick von außen“, erläutert Eva Teimel, stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende der AHS-Lehrer in NÖ. In berufsbegleitenden Schulen sind Quereinsteiger bereits seit Jahrzehnten ein gängiger Bestandteil des Lehrpersonals. Roland Gangl, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft BMHS, bestätigt, dass es in vielen Bildungseinrichtungen eine gelebte Praxis ist, wenn Fachkräfte aus verschiedenen Berufssparten ihre Erfahrungen mit den Schülerinnen und Schülern teilen.