Somaliland, die selbsternannte Republik im Nordwesten von Somalia, hat kürzlich einen neuen Präsidenten gewählt. Obwohl Somaliland vor über 30 Jahren nach einem blutigen Bürgerkrieg unabhängig von Somalia wurde, bleibt die internationale Anerkennung aus. Trotz dieser Umstände zieht das Land eine bemerkenswerte Bilanz: Es ist als eines der stabilsten Länder am Horn von Afrika bekannt und verwaltet sich selbstständig. Die von der Bevölkerung gewählte Regierung bringt verschiedene gesellschaftliche Gruppen zusammen und fördert so die nationale Einheit.
Bei den Wahlen traten drei Kandidaten an: Der Amtsinhaber Muse Bihi von der Kulmiye-Partei, Faisal Ali Warabe von der Partei Gerechtigkeit und Wohlstand sowie Abdirahman Mohamed Abdullahi, bekannt als „Irro“, von der Wadani-Partei. Alle Kandidaten teilen das gemeinsame Ziel: die internationale Anerkennung Somalilands. Die Wahlbeteiligung ist hoch und zeigt das politische Engagement der 1,2 Millionen wahlberechtigten Bürger.
Zusammenarbeit in schwierigen Zeiten
In den letzten Jahrzehnten hat Somaliland von einer Politik des Miteinanders profitiert. Dies hat dazu beigetragen, dass viele im Ausland lebende Somaliländer in die Heimat zurückgekehrt sind, um beim Aufbau des Landes mitzuhelfen. Heute gibt es funktionierende Ministerien, Gerichte und eine eigene Verfassung. Zudem ist eine Armee etabliert und eine nationale Währung in Verwendung. Trotz dieser Fortschritte muss Somaliland eine Vielzahl von Herausforderungen meistern.
Die internationale Isolation bleibt ein bedeutendes Problem. Da das Land nicht anerkannt wird, hat es keinen Zugang zu internationalen Finanzmärkten, was die wirtschaftliche Entwicklung erheblich erschwert. Auch die Reisebeschränkungen für die Einwohner aufgrund der nicht anerkannten Pässe führen zu hohen Armutsraten, die sich in einem Durchschnittseinkommen von nur etwa 1000 Franken pro Jahr widerspiegeln.
Die Gründe für diese Isolation sind vielschichtig. Viele Nachbarländer, die mit separatistischen Bewegungen zu kämpfen haben, befürchten, dass eine Anerkennung von Somaliland negative Auswirkungen auf ihre eigenen Stabilitätsbestrebungen haben könnte. Einem Korrespondenten zufolge könnte diese Situation „die Büchse der Pandora öffnen“ und andere Regionen in Afrika ermuntern, ebenfalls Unabhängigkeit zu fordern.
Um die eigene Stabilität zu wahren, hat die Somaliländische Regierung kürzlich ein Abkommen mit Äthiopien geschlossen. Äthiopien könnte Somaliland anerkennen, wobei der Hafen von Berbera Teil dieser Verhandlungen war. Solche Vereinbarungen sind jedoch in der Region umstritten und stießen auf Widerstand, insbesondere von Seiten der somalischen Regierung, die dies als Aggression ansieht. Auch Nachbarn wie Ägypten und Dschibuti warnen vor möglichen Konsequenzen.
Somaliland steht somit an einem entscheidenden Punkt: Die Wahlen wurden mit großer Hoffnung auf eine Stabilisierung und Anerkennung abgehalten, doch die Barrieren der internationalen Isolation und regionale Spannungen stellen weiterhin große Herausforderungen dar. Mehr über die komplexe Situation dieses isolierten Landes und den Ausgang der Wahlen kann in einem aktuellen Bericht auf www.srf.ch nachgelesen werden.
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