Im Affenberg Landskron, einer Tieranlage in Österreich, hat die Biologin Pia Böhm faszinierende Beobachtungen zum Sexualverhalten von Japanmakaken gemacht. Diese Affen zeigen ein abwechslungsreiches Liebesleben, wobei jedes zweite Weibchen bisexuelle Beziehungen eingeht. Die Studienergebnisse werfen ein neues Licht auf das Verständnis von Sexualverhalten bei Tieren, das oft wenig erforscht ist.
Böhm beschreibt, dass die Affen häufig aufeinander steigen und sich aneinander reiben, was zu gegenseitiger Befriedigung führt. „Sie steigen aufeinander auf und reiben sich aneinander. Das führt zu gegenseitiger Befriedigung“, erklärt sie. Dies unterstreicht die vielfältigen sozial-sexuellen Interaktionen, die in der Affenpopulation stattfinden.
Kuscheln stärkt soziale Bindungen
Die Paarungszeit, die von September bis Ende Februar dauert, ist geprägt von wechselnden Sexualpartnern. Die Beziehungen sind jedoch von kurzer Dauer, oftmals nur von wenigen Stunden bis zu mehreren Wochen. Eine interessante Erkenntnis der Forschung ist, dass intensiver Körperkontakt und Kuscheln die Stabilität und Dauer dieser Beziehungen erhöhen. Böhm stellt fest: „Je mehr Körperkontakt es gibt, desto länger dauert die Beziehung.“ Diese Erkenntnis bestätigt ähnliche Studien aus Japan und zeigt, dass das Verhalten der Affen in freier Wildbahn vergleichbar ist.
Wissenschaftliche Leiterin Lena Pflüger hebt hervor, dass die Weibchen die Partnerwahl dominieren. „Es ist eine weibliche Partnerwahl, also die Weibchen entscheiden und suchen sich nicht nur männliche Partner, sondern auch Partnerinnen aus“, so Pflüger. Das Kuscheln ist nicht nur auf sexuelle Beziehungen beschränkt; auch innerhalb der Familien finden häufige Zuneigung und Berührung statt.
Homosexualität unter Makaken
Ein weiterer überraschender Aspekt der Studie ist das Auftreten von Homosexualität unter Japanmakaken. Laut Pia Böhm ist dies keine Seltenheit und könnte darauf hinweisen, dass solche Beziehungen in der Tierwelt weitaus häufiger vorkommen, als oftmals angenommen. „Die Überraschung über Homosexualität im Tierreich käme eher daher, dass man in der Vergangenheit häufig nicht genau genug hingesehen hätte“, teilt sie mit. Zukünftig planen die Forscher, sich auch den männlichen Affenpaaren zuzuwenden, um ein umfassenderes Bild des Sexualverhaltens zu gewinnen.
Die Ergebnisse dieser Studie sind nicht nur für die zoologische Forschung von Bedeutung, sondern tragen auch dazu bei, das Verständnis über soziale Strukturen und sexuelle Beziehungen im Tierreich zu erweitern. Die Forschung am Affenberg Landskron stellt einen wichtigen Schritt dar, um das komplexe Liebesleben der Japanmakaken näher zu betrachten und die Vielfalt von sexuellem Verhalten unter Tieren aufzuzeigen.