Ein Blick in die Vergangenheit: Ibrahim Mahama erweckt Geschichte in Wien!
Ein Blick in die Vergangenheit: Ibrahim Mahama erweckt Geschichte in Wien!
Kunsthalle Wien, Österreich - Am 8. Juli 2025 hat die Kunsthalle Wien ihre neue Soloausstellung des ghanaischen Künstlers Ibrahim Mahama unter dem Titel „Zilijifa“ eröffnet. Diese Ausstellung, die bis zum 2. November 2025 zu sehen sein wird, thematisiert das materialerbe von Kolonialismus, Postkolonialismus und Industrialisierung in Ghana und bietet dabei einen tiefen Einblick in die Vergangenheit des ghanaischen Eisenbahnnetzes, das unter britischer Kolonialherrschaft im 19. Jahrhundert errichtet wurde. Mahama selbst wuchs in der Nähe einer stillgelegten Bahnstrecke auf, sah jedoch nie einen Zug.
In der Ausstellung sind 5000 Blechschüsseln zu sehen, die von Frauen in Ghana verwendet werden, um verschiedene Waren zu transportieren. Diese Schüsseln bilden einen langen Gang in der Halle, während über ihnen eine entkernte Lokomotive schwebt. Die Lokomotive ist ein zentrales Element der Installation und erinnert an die Kolonialgeschichte Ghanas. Mahama erklärt, dass die Frauen in diesen Schüsseln Gewichte tragen, die dem Gewicht der Lokomotive entsprechen.
Multi-dimensionale Kunstinstallation
Die künstlerische Präsentation umfasst nicht nur die Blechschüsseln, sondern auch massive Holzschwellen mit großformatigen Fotografien und Bilderrahmen aus Schienenresten. Eine eindrucksvolle Installation aus 125 Röntgenbildern zeigt deformierte Wirbelsäulen von ghanaischen Frauen, was die physischen Belastungen verdeutlicht, die mit der Nutzung dieser Schüsseln verbunden sind. Zusätzlich wird in einer Videoinstallation die Geschichte der Schüsseln durch Interviews mit den Frauen erzählt, die sie benutzen.
Ein weiterer faszinierender Bestandteil der Ausstellung ist ein Film, der den Austausch alter, abgedroschener Schüsseln gegen neue, glänzende Schüsseln dokumentiert. Diese Darstellungen spiegeln die unterschiedlichen Verwendungen der Schüsseln wider, die nicht nur zum Transport, sondern auch für alltägliche Dinge wie Feuerholz, Öl, Kinderbaden und Kochen eingesetzt werden.
Künstlerische und soziale Verantwortung
Ibrahim Mahama, der 2014 mit dem Geld aus seinem ersten verkauften Werk ein Atelier im Norden Ghanas gegründet hat, nutzt seine Kunst als Plattform für soziale Verantwortung. Sein Atelier umfasst rund 80 Hektar und dient als Ausstellungs- und Workshopraum für die lokale Bevölkerung. Er hat umliegende Grundstücke integriert, die beispielsweise als Farm oder Schule genutzt werden. Dabei hält er Schafe und Ziegen und betont, dass seine Kunst nicht nur für Menschen, sondern auch für das gesamte Ökosystem gedacht ist.
In einem Gespräch zur Eröffnung der Ausstellung diskutierte Mahama mit Baerbel Mueller, Professorin am Institut für Architektur der Universität für angewandte Kunst in Wien, über die tiefgreifenden Themen seiner Kunst.
Im Kontext wachsender Diskussionen über Restitution und die Rückgabe kolonialer Objekte, wie zum Beispiel der Benin-Bronzen, ist Mahamas Ansatz besonders relevant. Die Auseinandersetzung mit kolonialen Traumata und der kulturellen Bedeutung von Objekten spielt in der zeitgenössischen Kunst eine zentrale Rolle. Ein Beispiel hierfür ist die Ausstellung „Efie. The Museum as Home. Kunst aus Ghana“ von Nana Oforiatte Ayim, die zeigt, wie historische Objekte in die heutige Kunst eingebracht werden können, um den Dialog über koloniales Erbe und kulturelle Identität anzuregen.
Mit „Zilijifa“ bietet Mahama eine beeindruckende Plattform zur Reflexion über die Auswirkungen des Kolonialismus und die damit verbundene soziale Verantwortung in der heutigen Zeit. Die Ausstellung wird noch bis zum 2. November 2025 in der Kunsthalle Wien zu sehen sein, wo sie ein breites Publikum anregt, sich mit den Themen Kolonialismus und zeitgenössische Kunst auseinanderzusetzen.
Für weitere Informationen über die Ausstellung „Zilijifa“ besuchen Sie oe24, White Cube und taz.
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Ort | Kunsthalle Wien, Österreich |
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