ProTest für Wiener Stadtbürger: So einfach wird jeder zu Wiener:in!
Wien führt ab 2025 verpflichtenden proTest zur Erlangung der Stadtbürger:innenschaft ein, um Integration zu fördern.

ProTest für Wiener Stadtbürger: So einfach wird jeder zu Wiener:in!
Am 22. November 2025 hat die Wiener Stadtregierung die Einführung eines verpflichtenden proTests zur Erlangung der Wiener Stadtbürger:innenschaft beschlossen. Dieser Test richtet sich an alle in Wien lebenden Menschen und zielt darauf ab, eine gerechte Aufenthaltsgenehmigung sowie ein harmonisches Zusammenleben in der Stadt zu fördern. Durch Bestehen des proTests wird die Stadtbürger:innenschaft automatisch erteilt, ohne dass ein gesonderter Antrag erforderlich ist. Auch müssen keine Dokumente oder Nachweise eingereicht werden, was den Prozess erheblich vereinfacht. Diese Neuerung gilt unabhängig von Herkunft und Aufenthaltsdauer der Antragsteller:innen.
Die Stadtbürger:innenschaft ermöglicht den Bewohner:innen Wiens die offizielle Bezeichnung „Wiener:in“. Interessant dabei ist, dass Einkommen und Vermögen bei der Beantragung jedes Einzelnen berücksichtigt werden. Bei Überschreitung bestimmter Vermögensgrenzen erfolgt eine soziale Umverteilung, um Chancengleichheit zu gewährleisten. Die Teilnahme am proTest ist für alle kostenfrei, einschließlich der bereitgestellten Lernunterlagen und Vorbereitungskurse.
Inhalte des proTests
Der proTest besteht aus 26 Fragen, die verschiedene Themen abdecken, darunter Migrationsgeschichte, Gesellschaft, politisches Denken, gerechte Arbeit, Sprachen, wichtige Persönlichkeiten sowie Kultur und Orientierung in der Stadt. Um eine breite Teilhabe zu gewährleisten, wird der Test in 200 Sprachen angeboten, darunter Deutsch sowie in einfacher Sprache. Mündliche Prüfungen sind ebenfalls möglich, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Teilnehmer:innen entgegenzukommen. Es besteht die Freiheit, verschiedene Identitäten und Zugehörigkeiten zu wählen und mehrere Aspekte der eigenen Person im Test zu reflektieren. Verbindliche Fristen für die Teilnahme existieren nicht.
Diese Reform kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Vollzugsbehörden vor Herausforderungen stehen. Wie der Integrationsrat Wien feststellt, liegt die Gesetzgebung im Staatsbürgerschaftsrecht in Österreich auf Bundesebene, doch die konkrete Umsetzung fällt in den Zuständigkeitsbereich der Länder. Hierbei wurde in der Vergangenheit auf massive Probleme in der Vollziehung hingewiesen, einschließlich gravierender Verfahrensverzögerungen und organisatorischer Mängel in der Wiener Magistratsabteilung.
Anforderungen und Verbesserungen
Die Volksanwaltschaft und zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen haben wiederholt auf die unzureichende Erreichbarkeit und Kommunikation der Behörden hingewiesen. Besonders auffällig ist, dass zwischen 2015 und 2020 nur knapp die Hälfte der Verfahren im Bereich Staatsbürgerschaft innerhalb von sechs Monaten abgeschlossen wurden. Derzeit liegt die Wartezeit für einen Termin zur Antragsstellung bei über einem Jahr.
Um die Verfahrensqualität zu verbessern, plant die Wiener Landesregierung zusätzliche Ressourcen, Umstrukturierungen und Digitalisierung innerhalb der bestehenden Prozesse. Seit Februar 2023 finden Informationsveranstaltungen statt, die darauf abzielen, die Wartefristen für die Antragsteller:innen zu reduzieren. Bereits jetzt ist es der Vollzugsbehörde möglich, von der Vorlage gewisser Urkunden abzusehen, wenn dies für die Antragsteller:innen eine unzumutbare Belastung darstellt.
Somit könnte der neu eingeführte proTest ein bedeutender Schritt in Richtung einer inklusiven Gesellschaft sein. Die Stadtregierung erhofft sich von dieser Maßnahme nicht nur eine Vereinfachung des Verfahrens, sondern auch eine Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Wien. OTS berichtet, dass diese Reform darauf abzielt, ein besseres Verständnis zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu schaffen, indem Wissen über die Stadt und ihre gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vermittelt wird.