Die ukrainische Militärführung hat Russland beschuldigt, zum ersten Mal eine Interkontinentalrakete (ICBM) auf ihr Territorium abgefeuert zu haben. Dies stellt eine weitere erhebliche Eskalation im über 1.000 Tage andauernden Konflikt dar.
Äußere Reaktionen auf die Vorwürfe
Trotz der Anschuldigungen aus Kiew informierte ein westlicher Beamter die Presse, dass der von Russland gestartete Projektile als ballistische Rakete, jedoch nicht als ICBM klassifiziert wurde. Das Kreml hat sich zu dieser Angelegenheit bislang nicht geäußert.
Details zum Angriff auf Dnipro
Der Leiter der Militärverwaltung der ukrainischen Region berichtete, dass bei dem Angriff auf Dnipro mindestens zwei Menschen verletzt wurden und zahlreiche Gebäude beschädigt wurden. Die ukrainische Luftwaffe berichtete von einem Raketenangriff, der gegen 5 Uhr morgens Ortszeit aus der Region Astrakhan im Süden Russlands erfolgte. Genaueres über die angeblich eingesetzte ICBM konnte bislang nicht überprüft werden.
Reaktionen der ukrainischen Regierung
Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhii Tykhyi, gab an, dass man auf „expertisegestützte Schlussfolgerungen“ wartet, um den genauen Typ der Rakete zu bestimmen. Er fügte hinzu, dass die Rakete „alle Flugmerkmale einer ICBM“ aufweise. Zudem anunciómirte die ukrainische Militärführung, dass neben einer X-47M2 Kinzhal-Rakete sieben Marschflugkörper abgefeuert wurden. Alle bis auf einen Marschflugkörper konnten abgefangen werden.
Erklärungen von Präsident Zelensky
Ukrainens Präsident Wolodymyr Selenskyj interpretierte den Angriff als Zeichen der Angst von Kreml-Chef Wladimir Putin und erklärte, dass der russische Präsident „so verängstigt ist, dass er bereits neue Raketen einsetzt“. In einem Video, das auf Telegram veröffentlicht wurde, kritisierte Selenskyj die Missachtung von Würde und Menschenleben durch Russland.
Internationale Reaktionen und die Situation in der Region
Ein westlicher Beamter wies die ukrainische Darstellung der Ereignisse zurück und betonte, dass das von Russland abgefeuerte Projektile zwar eine ballistische Rakete, jedoch keine Interkontinentalrakete war. Im Kreml wollte Pressesprecher Dmitry Peskov keine Stellungnahme zu den ukrainischen Vorwürfen abgeben.
Die Bedeutung eines ICBM
Eine Interkontinentalrakete (ICBM) ist eine Langstreckenwaffe, die in den Weltraum geschossen wird und anschließend einen oder mehrere Sprengköpfe freisetzt, die wieder in die Atmosphäre eintreten. ICBMs haben eine Mindestreichweite von 5.500 Kilometern, einige Versionen erreichen sogar über 9.000 Kilometer. Der erste ICBM-Rakete wurde 1957 von der damaligen Sowjetunion gestartet, gefolgt von den USA zwei Jahre später.
Wie kann sich die Ukraine verteidigen?
Die Ukraine nutzt ein von den USA und Deutschland bereitgestelltes Patriot-Raketenabwehrsystem, um eingehende ballistische Raketen-Sprengköpfe abzufangen. Das Patriot-System ist darauf ausgelegt, eingehende Sprengköpfe zu bekämpfen, entweder durch eigene Explosionen oder kinetische Interception-Technologien, die den Sprengkopf direkt treffen.
Warum wurde Dnipro zum Ziel?
Die Region Dnipropetrowsk ist in den letzten Monaten häufig Ziel russischer Angriffe gewesen und ist ein wichtiger Anlaufpunkt für Menschen, die aus unter russischer Kontrolle stehenden Gebieten geflohen sind. Dnipro, die viertgrößte Stadt der Ukraine, spielt eine zentrale Rolle in der Kriegsanstrengung des Landes.
Schäden durch den Angriff
Laut dem Leiter der Militärregierung in Dnipropetrowsk greift Russland die Region massiv an. Bei dem Angriff wurden zwei Menschen verletzt und eine Einrichtung zur Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen wurde ebenfalls getroffen. In Dnipro gab es zwei Brände und „Schäden an einem Industrieunternehmen“.
