Im Saalekreis hat sich die politische Landschaft innerhalb der Linken gewandelt. Bei einer kürzlich abgehaltenen Mitgliederversammlung beschloss die Partei, künftig einen gleichberechtigten Sprecherrat zu etablieren, anstatt den bisherigen Vorstand mit einem Vorsitzenden und Stellvertreter. In diesen Sprecherrat wurden Richard Höhne und Angela Hunger aus Merseburg sowie Tilo Berndt aus Braunsbedra gewählt. Der vorherige Vorsitzende, Silvan Arndt aus Querfurt, trat nicht zur Wiederwahl an.
Angela Hunger, die einst Landtagsabgeordnete war, nimmt als erfahrenste Politikerin im neugewählten Team eine Schlüsselposition ein. Ihr Ziel sieht sie klar: „Dass wir wieder unter die Leute kommen.“ Um dies zu erreichen, plant die Linke, Sprechstunden in ihrer Geschäftsstelle in Merseburg anzubieten und aktiv mit Ständen in der Region präsent zu sein. Zudem will die Partei die Kampagne „Die Schule bleibt im Dorf“ unterstützen und die interne Kommunikation stärken.
Kummer über Kandidatenrückgang
Die Vergangenheit ist jedoch von Herausforderungen gekennzeichnet. Die Linke im Saalekreis hat ihre Mitgliederzahl seit 2018 von 268 auf knapp 170 Mitgliedern reduzieren müssen. Bei den letzten Kommunalwahlen musste sie erhebliche Verluste hinnehmen, und auch die Fraktionen sowohl im Merseburger Stadtrat als auch im Kreistag schrumpften. Doch diese lokal angespannten Verhältnisse spiegeln auch die übergreifende Krise der Partei wider. Die Linke hat in den kürzlich stattgefundenen Landtagswahlen empfindliche Niederlagen erlitten, während die Abspaltung um Sahra Wagenknecht Erfolge feierte. In Brandenburg fiel die Linke sogar aus dem Landtag, und in Sachsen wurden nur zwei Direktmandate in Leipzig gesichert.
In diesem Kontext findet in Halle der Bundesparteitag der Linken statt. Hierbei geht es unter anderem um die Suche nach einer neuen Führungscrew. Favoriten für Führungsposten sind Ines Schwerdtner und Jan van Aken, die auch im Saalekreis auf viel Zustimmung stoßen. Angela Hunger äußerte die Hoffnung, dass diese Kandidatur reibungslos verläuft und keine negativen Diskussionen aufkommen. Besonders van Aken werde als integrative Persönlichkeit geschätzt.
Aufbruchstimmung im Parteitag
Auch die Landtagsabgeordnete Kerstin Eisenreich bringt ihre Erwartungen an den bevorstehenden Parteitag zum Ausdruck. Sie freut sich über die kurze Anreise aus Kabelsketal und hofft auf ein starkes Zeichen des Aufbruchs und der Erneuerung. „Es muss klar kommuniziert werden, dass es um soziale Fragen geht. Außerdem dürfen wir auch nicht vergessen, dass wir eine pluralistische Partei sind. Andernfalls würden wir uns zur SED 4.0 zurückentwickeln“, betont sie.
Die Wahlen und die Reorganisation der Partei im Saalekreis sind nicht nur eine interne Angelegenheit, sondern spiegeln tiefere Konflikte in der Linken wider. Hunger und Eisenreich sehen in der Führungskandidatur von Schwerdtner und van Aken eine Verpflichtung zur Erneuerung, weshalb sie ihr Vertrauen in die beiden Kandidaten setzen.
Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Linke im Saalekreis unter dieser neuen Führung entwickeln wird. Fest steht, dass die Herausforderungen nicht gering sind und die Partei sich neu erfinden muss, um wieder eine Stimme in der Region und darüber hinaus zu finden. Im Hinblick auf den bevorstehenden Parteitag können die Entscheidungen der nächsten Tage entscheidend für die Zukunft der Linken sein.
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