In Bosnien-Herzegowina häufen sich die Notsituationen. Nach den verheerenden Überschwemmungen, die ganze Ortschaften in den Ruin stürzten und tragische Verluste von Menschenleben mit sich brachten, zeichnet sich eine neue Katastrophe ab. Die schweren Regenfälle haben nicht nur Flüsse über die Ufer treten lassen, sondern auch eine massive Ansammlung von Müll auf dem Neretva-Fluss hinterlassen, die droht, in die Adria zu gelangen.
In der Region Jablanica sind die Folgen deutlich sichtbar: Häuser wurden unter massiven Felsblöcken begraben und die lokale Bevölkerung kämpft um ihr Überleben. Während die Rettungskräfte weiterhin nach Vermissten suchen – derzeit gelten noch etwa ein Dutzend Menschen als verschwunden – wird parallel zu den Rettungsaktionen auch der Müllteppich im Neretva-Fluss immer größer.
Der Müllteppich auf dem Neretva-Fluss
Der Neretva-Fluss, der normalerweise für seine smaragdgrüne Farbe bekannt ist, präsentiert sich gegenwärtig in einem besorgniserregenden schlammig-braunen Farbton. Der Grund: eine gewaltige Menge an Müll, die sich aus verschiedenen Abfällen zusammensetzt. Haushaltsgeräte wie Kühlschränke und Waschmaschinen stehen in direkter Nachbarschaft zu Autoreifen und Plastikmüll. Dies hat nicht nur zur Sichtbarkeit einer Umweltkatastrophe geführt, sondern auch die Suche nach Vermissten gefährdet, da die Mitglieder des kroatischen Bergrettungsdienstes (HGSS) beim Suchen in Schlauchbooten auf scharfe Gegenstände im Wasser stoßen.
Die Abfälle produzieren nicht nur einen unerträglichen Gestank, sondern auch ohrenbetäubende Geräusche, wenn sie aneinander reiben. Diese untragbaren Bedingungen stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Fischpopulation im Fluss dar und könnten langfristige Schäden für das Ökosystem nach sich ziehen.
Der Staudamm als temporäre Lösung
Aktuell wird der Müllteppich durch die Staumauer des Wasserkraftwerks Grabovica zurückgehalten. Experten berichten jedoch, dass die Bedingungen vor Ort so prekär sind, dass die Schutzeinrichtungen möglicherweise nicht lange standhalten können. Sollten die Wasserstände weiter ansteigen, könnte es notwendig werden, die Schleusen des Staudamms zu öffnen. In diesem Szenario würde der schwere Müllteppich seine Reise in Richtung Adria fortsetzen und dort das Wasser für lange Zeit verschmutzen.
Die unablässigen Bemühungen von Einsatzkräften, die Trümmer mit schweren Baggern aus dem Fluss zu entfernen, spiegeln den Ernst der Lage wider. Die Behörden stehen unter enormem Druck, die Situation zu entschärfen, um Schlimmeres zu verhindern. Angesichts der bereits erlebten Tragödien in der Region gibt es kaum Raum für weitere Komplikationen.
In der Zwischenzeit haben mehrere europäische Länder auf den Hilferuf Bosniens und Herzegowinas reagiert. Such- und Rettungsteams aus Kroatien, Slowenien, Montenegro und Serbien sind vor Ort, um bei den Bemühungen zu helfen. Die internationale Gemeinschaft zeigt sich solidarisch und leistet Unterstützung in einer für die Region äußerst kritischen Zeit. Notwendig sind nicht nur kurzfristige Rettungseinsätze, sondern auch langfristige Strategien, um die Einwirkungen künftiger Naturkatastrophen abzumildern. Eine umfassende Betrachtung der Hintergrundproblematik und der aktuellen Entwicklungen in der Region findet sich in einem Bericht auf www.suedwest24.de.
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