Oskar Schindler, der einstige Fabrikant und Nationalsozialist, erlangte Berühmtheit durch seine heldenhaften Taten während des Zweiten Weltkriegs, als er Hunderte Juden vor dem Tod in den Vernichtungslagern rettete. Anlässlich seines 50. Todestages erinnert das Bundesarchiv nun an seinen bemerkenswerten Werdegang und den Nachlass, der aus einem Koffer entdeckt wurde.
Mehr als 1000 Namen sind auf den 19 Seiten verzeichnet, die mit einer Schreibmaschine getippt wurden. Diese Personen entkamen dem grausamen Schicksal durch die Initiative Schindlers, der sie in seiner Fabrik als kriegswichtige Arbeitskräfte einsetzte. Der als „Schindlers Liste“ bekannte Dokumentarfilm von Steven Spielberg brachte 1993 die Geschichte des sudetendeutschen Fabrikanten einem breiten Publikum näher, doch die Erzählung erfährt jetzt eine tiefere Dimension.
Schindlers Werdegang
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, 1939, wanderte Schindler nach Polen, angezogen von der Aussicht auf Profit. Er pachtete eine Fabrik und begann mit der Herstellung von Kochgeschirr für die Wehrmacht. In dieser Phase stellte er vor allem polnische Juden als günstige Arbeitskräfte ein. Die Situation änderte sich, als der Druck der Nationalsozialisten auf die jüdische Bevölkerung wuchs. Konnte er anfänglich noch Mitarbeiter einstellen, um sie vor Deportationen zu schützen, so musste er später kreative Lösungen finden, um möglichst viele Juden in seiner Fabrik zu behalten.
„Den Menschen wären schlimme Dinge widerfahren, hätte sich Schindler nicht um sie gekümmert“, erklärt Tobias Herrmann vom Bundesarchiv, der mit der Dokumentation dieser Geschichte betraut ist. Die rettenden Maßnahmen Blieben nicht ohne Risiko für Schindler selbst, der sowohl persönliche als auch wirtschaftliche Gefahren einzugehen hatte, während er in den Wirren der Kriegszeit versuchte, Leben zu retten.
Im Verlauf des Krieges verlagerte Schindler seine Fabrik ins Sudetenland und führte seine Arbeiter mit sich, nachdem er zahlreiche Konflikte mit der NS-Behörde durchstehen musste. Auf seiner Liste standen 800 Männer und 300 Frauen, viele von ihnen aus verzweifelten Lagern gerettet. Diese Menschen sollten später überlebenswichtig für die Geschichte der menschlichen Solidarität werden.
Der Nachlass und sein Erbe
Nach dem Krieg lebten Schindler und seine Frau Emilie unter schwierigen Bedingungen in Süddeutschland, das Paar trennte sich jedoch später. Obwohl Schindler nie wieder wirtschaftlichen Erfolg hatte, wurde er 1962 in Israel mit dem Titel „Gerechter unter den Völkern“ geehrt — ein Beweis für die Anerkennung seiner verdienstvollen Taten. Bemerkenswert ist auch, dass aus dem Nachlass Kinderzeichnungen entdeckt wurden, unter anderem ein herzförmiges Bild, das eine Botschaft an Schindler trägt.
Die Dokumente, die Schindlers Erbe darstellen, waren 1999 in Hildesheim in einem Koffer entdeckt worden, darunter eine Version seiner berühmten Liste. Der Koffer war im Zimmer einer Freundin untergebracht, wo Schindler einst wohnte. Das Bundesarchiv hat diese wertvollen Dokumente nun auf Mikrofilm gesichert und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zur Verfügung gestellt. Ein Original-Durchschlag von „Schindlers Liste“ wird nun im Bundesarchiv in Koblenz aufbewahrt.
Der Publizist Michel Friedman, der als Kind Schindler begegnete, äußerte sich über dessen Persönlichkeit. Er beschreibt Schindler als keinen Intellektuellen, sondern als einen einfachen Menschen, der trotz seiner persönlichen Unzulänglichkeiten Dinge bewirken konnte, die vielen Menschen das Leben retteten. Für Friedman war Schindlers Mut und seine Entschlossenheit, unter dem repressiven NS-Regime zu handeln, beispielhaft und inspirierend.
Oskar Schindlers Geschichte ist nicht nur die eines Mannes, sondern auch das Symbol für die menschliche Fähigkeit zur Empathie und zum Widerstand in Zeiten des Unglücks. In Anbetracht der grausamen Geschichte des Holocaust zeigt Schindlers Erbe, dass selbst in dunklen Zeiten Licht und Hoffnung gefunden werden können.