Österreichs Medien: 70% der Bürger fürchten um Unabhängigkeit!
Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass 70% der Österreicher um die Unabhängigkeit der Medien besorgt sind. Konferenz diskutiert Lösungen.

Österreichs Medien: 70% der Bürger fürchten um Unabhängigkeit!
Das Vertrauen in die Medien hat in Österreich einen neuen Tiefstand erreicht. Eine Umfrage von „Das Zielgruppen Büro“ im Auftrag der Stakeholder-Konferenz „Acht Tische für die Vierte Gewalt“ zeigt, dass nur 25 % der Befragten glauben, dass die meisten Medien frei von politischer Einflussnahme sind. Gleichzeitig sehen 75 % die Politik als maßgeblichen Einflussnehmer, insbesondere durch Inserate, auf die Berichterstattung. Diese Ergebnisse verdeutlichen die besorgniserregende Situation, die einer breiten Öffentlichkeit nicht verborgen bleibt.
Die Umfrage wurde Ende September 2025 unter 1.000 Personen ab 16 Jahren durchgeführt. 42 % der Teilnehmer äußerten Vertrauen in die meisten Medien Österreichs. Dies ist alarmierend, da rund zwei Drittel der Befragten sich um die Zukunft des professionellen Journalismus sorgen, insbesondere angesichts von Budgetkürzungen und Stellenabbau.
Besorgnis um die Unabhängigkeit der Medien
Ein weiteres erschreckendes Ergebnis ist, dass 70 % der Umfrageteilnehmer besorgt sind um die Unabhängigkeit der Medien. Nur 34 % glauben, dass die Medien unabhängig von wirtschaftlichen Interessen agieren. Dies zeigt, wie tief die Skepsis gegenüber der Medienlandschaft verwurzelt ist.
Die Umfrage verdeutlicht auch den Wunsch nach Veränderung: 71 % der Befragten fordern politische Maßnahmen zur Stärkung der Medienunabhängigkeit. Allerdings sind nur 46 % bereit, dafür finanzielle Mittel bereitzustellen. Diese Diskrepanz zwischen Forderungen und bereitgestellten Ressourcen wirft Fragen auf, wie ernst die Absichten der Bevölkerung tatsächlich sind.
Die Ergebnisse der Umfrage werden im Rahmen der Konferenz „Acht Tische für die Vierte Gewalt“ diskutiert, die im November stattfinden wird. An der Veranstaltung nehmen 64 Vertreter aus Medienmanagement, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft teil. Ziel ist es, die Zukunft der Medienlandschaft zu überdenken und konkrete Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, die anschließend veröffentlicht werden sollen.
Medienvertrauen in Deutschland
Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass das Medienvertrauen dort zwar gestiegen ist, aber dennoch große Unterschiede zu beobachten sind. Eine Studie von Infratest dimap im Auftrag des WDR ergab, dass 83 Prozent der Deutschen die Qualität des Informationsangebots als gut oder sehr gut bewerten. 61 Prozent halten die Informationen für glaubwürdig — ein Anstieg um 5 Prozentpunkte seit Oktober 2023.
Die Ergebnisse zeigen eine gewisse Stabilisierung des Vertrauens, jedoch bleibt das Vertrauen in politische Institutionen, wie den Bundestag und die Bundesregierung, weiterhin niedrig. Nur 29 % respektive 37 % der Befragten gaben an, diesen Institutionen zu vertrauen.
Insbesondere bei den Anhängern von Parteien wie der AfD ist das Vertrauen in die Medien stark gespalten; nur 20 % betrachten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als unverzichtbar. Im Gegenzug vertrauen 92 % der Anhänger der Grünen, 78 % der CDU/CSU und 76 % der SPD dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Zusätzlich zeigt sich ein bemerkenswerter Trend: Junge Menschen im Alter von 18 bis 34 Jahren nutzen soziale Medien als Hauptinformationsquelle, schätzen deren Ausgewogenheit jedoch als gering ein. Gleichzeitig ist TikTok unter den Befragten als wenig glaubwürdig bekannt.
Diese Erkenntnisse verdeutlichen, dass das Vertrauen in die Medien von komplexen Faktoren beeinflusst wird und dass sowohl in Österreich als auch in Deutschland Handlungsbedarf besteht. Die Herausforderungen sind vielschichtig, und es bleibt abzuwarten, welche Schritte als Nächstes ergriffen werden, um das Vertrauen in die Medien wiederherzustellen.