Mitten im Münstereifeler Wald, umgeben von nichts als Natur, steht die wohl einsamste Bushaltestelle im Kreis Euskirchen. Diese Haltestelle, die kaum von Bussen angefahren wird, ist ein wahres Kuriosum im Städtedreieck zwischen Köln, Bonn und Aachen. Doch die Station in Kleinbüllesheim übertrifft sie alle in Sachen Einsamkeit. Laut Michaela Ohlert vom Stadtverkehr Euskirchen (SVE) verzeichnet diese Haltestelle die wenigsten Ein- und Ausstiege im gesamten Stadtgebiet. Ein Besuch vor Ort bestätigt: Hier ist wirklich nichts los.
Nur fünf Minuten von der berühmten Therme Euskirchen entfernt, wartet die Haltestelle der Buslinie 731 auf ihre wenigen Fahrgäste. Der Fahrplan ist ernüchternd: Außer donnerstags während der Schulzeit hält hier nur ein Bus, und das um 7.53 Uhr – montags bis freitags, nur an Schultagen. Ein Junge, der zufällig an der Haltestelle angetroffen wurde, verrät: „Der Bus hält hier nur für meine Schwester.“ Früher sei er auch mitgefahren, doch nun besucht er eine weiterführende Schule. Die Haltestelle „Am Heiligenhäuschen“ ist somit fast eine Exklusivhaltestelle für eine Grundschülerin.
SVE richtet Bushaltestelle für eine Familie ein
Uwe Brinkmann von der SVE erklärt, dass die Eltern der Schülerin den Wunsch geäußert hatten, da der Bus ohnehin die Strecke von Dom-Esch nach Kleinbüllesheim fährt. So wurde eine einfache Haltestelle eingerichtet, die kaum mehr als ein Schild und einen Fahrplan bietet. Der Bus fährt zwar Richtung Zentrum Euskirchen, doch die Haltestelle bleibt spartanisch: keine Überdachung, keine Sitzplätze, nicht einmal ein Mülleimer.
Die Haltestelle liegt an der K15, wo Autos mit Tempo 100 vorbeirauschen dürfen. Ein weiteres Kuriosum: Der Bus hält nur auf der Seite, wo sich ein landwirtschaftlicher Betrieb befindet. In die entgegengesetzte Richtung gibt es nicht einmal ein Haltestellenschild. „Für ein Schulkind ist es zu gefährlich, dort auszusteigen“, so Brinkmann. Daher holen die Eltern ihre Tochter nach der Schule in Kleinbüllesheim ab.
Tage der einsamsten Bushaltestelle gezählt
Doch die Tage dieser exklusiven Haltestelle sind gezählt. Mit Ablauf des Schuljahres wird bei den Eltern nachgefragt, ob die Haltestelle noch benötigt wird. Laut dem Bruder der Schülerin ist dies wohl bald nicht mehr der Fall, denn „dann geht auch meine Schwester auf eine weiterführende Schule“.