In einem bemerkenswerten Schritt hat das Jüdische Museum Westfalen das Tagebuch des 1915 in Bottrop geborenen Paul Kleinberger erworben. Dieses Tagebuch umfasst die Jahre 1933 bis 1938 und dokumentiert eindrucksvoll die Erlebnisse des jungen Paul in einer Zeit gravierender gesellschaftlicher Veränderungen. Die jüdische Familie Kleinberger besaß die Weitsicht, ihre Kinder in pragmatischen Berufen auszubilden, um einem Leben in ihrer Heimat zu entkommen und ins britische Mandatsgebiet Palästina auszuwandern.
Die Familie begab sich auf diese herausfordernde Reise während der Bedrohungen des Nationalsozialismus. Im Jahr 1933 verbrachte Paul einige Monate in Litauen, wo er an einer „Hachschara“-Schule teilnahm. Dort erhielt er nicht nur eine praktische Ausbildung im Schlosserhandwerk, sondern auch Unterricht in der hebräischen Sprache und Kenntnisse über das Land, in das er später auswandern wollte. Seine Erfahrungen während dieser Zeit, seine Gedanken über Religion und Identität, sowie seine Sorgen um seine Eltern in Bottrop hielt er in seinem Tagebuch fest.
Ein wichtiges Dokument
Obwohl das Tagebuch weniger als 100 Seiten umfasst, ist es von großer Bedeutung, um die Auswirkungen der nationalsozialistischen Verfolgung auf die Identität junger Menschen zu verstehen. Paul Kleinbergers Aufzeichnungen bieten Einblicke in die innere Welt eines heranwachsenden Mannes, dessen Leben durch die Ereignisse seiner Zeit geprägt war. Die Herausforderungen und Ängste eines Jungen, der nach einer besseren Zukunft strebt, werden in diesen Seiten lebendig.
Dr. Kathrin Pieren, seit 2020 Leiterin des Jüdischen Museums Westfalen in Dorsten, wird die kommenden Veranstaltungen rund um das Tagebuch und seine Thematiken leiten. Die gebürtige Schweizerin bringt 17 Jahre Erfahrung aus Großbritannien mit, wo sie unter anderem eine Sammlung im Jüdischen Museum London betreute. Ihre Expertise wird entscheidend dazu beitragen, die Relevanz der Kleinberger-Erlebnisse im Kontext der jüdischen Geschichte und Identität zu beleuchten.
Zusammen mit der Veranstaltung in der Reihe „Bottroper Stadtgeschichte(n)“, organisiert vom Stadtarchiv, wird auf diese Weise nicht nur die persönliche Geschichte Pauls dokumentiert, sondern auch ein Stück der lokalen Geschichte neu interpretiert. Die Bedeutung solcher Veranstaltungen kann nicht genug betont werden, da sie helfen, das Bewusstsein für vergangene Ungerechtigkeiten wachzuhalten und die Erinnerungen an die Betroffenen zu bewahren.
Für weitere Einblicke und Details zu diesem faszinierenden Projekt empfehle ich, die Berichterstattung auf www.bottrop.de zu verfolgen. Dort wird auch über die weitere Ausgestaltung der Veranstaltungen informiert, die sich mit der Thematik der jüdischen Identität und der historischen Wahrnehmung auseinandersetzen werden.