In der Stadt Esens sorgt eine überraschende Maßnahme für Aufregung: Die Wellensittiche, die über vier Jahrzehnte hinweg in den Volieren am Kirchplatz gehalten wurden, sind heimlich verschwunden. Tierfreund Heinrich Hinrichs, der sich als ehrenamtlicher Betreuer der Vögel engagierte, war von dieser Situation tief betroffen. „Ich war traurig und enttäuscht“, so der 79-jährige, der die Sittiche während der kalten Jahreszeiten sogar auf eigene Kosten bei sich unterbrachte.
Die Stadtverwaltung hatte entschieden, sich von den Tieren zu trennen. Dieser Schritt überraschte Hinrichs, der über die Hintergründe nicht informiert wurde. Die Volieren, die seit 1981 bestanden, erfüllten aufgrund der nicht tiergerechten Haltung nicht mehr die Tierschutzstandards, wie Reinhard Feldmann, der stellvertretende Stadtdirektor, erklärte. Zudem stellte die Versorgung der Vögel am Wochenende eine Herausforderung dar.
Ein plötzlicher Abschied
„Es war für mich völlig unerwartet“, betont Hinrichs. Er hatte sich stets um die Gesundheit und das Wohl der Wellensittiche gekümmert, was ihm eine enge Bindung zu den Tieren verlieh. Dass nun sein Einsatz nicht gewürdigt wurde, hat ihn schwer getroffen. Sechs der insgesamt 18 Vögel waren sogar sein persönlicher Besitz. „Ich hätte mir gewünscht, in den Prozess eingebunden zu werden“, äußerte er seinen Unmut.
Nach Angaben von Feldmann sind die Wellensittiche jedoch in gute Hände gelangt. Die neuen Betreuer wurden sorgfältig ausgewählt, um sicherzustellen, dass die Tiere auch zukünftig gut versorgt werden. „Die Vögel haben jetzt weniger Stress als in den Käfigen am Kirchplatz“, ist sich Feldmann sicher.
Der Kampf um eine neue Voliere
Nach dem abrupten Ende der Volieren hat Hinrichs nicht nur den Verlust der Tiere zu beklagen, sondern sieht auch einen Verlust für die Gemeinschaft. Er setzte sich daher für den Bau einer neuen Großvoliere ein, die am Übergang zum Marktplatz, nah an der Bronzeskulptur des Esenser Bären, entstehen soll. Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf etwa 4000 Euro. „Ich habe bereits Angebote zur finanziellen Unterstützung erhalten“, erklärt er optimistisch.
Während der ausgebliebene Rückhalt von Seiten der Stadt ein Punkt der Enttäuschung ist, fühlt er sich von der Bevölkerung ermutigt. „Die Bürger haben mich gebeten, weiterhin für eine neue Voliere zu kämpfen.“ Allerdings räumt er ein, dass er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, dieses Projekt selbstständig voranzutreiben. Unterstützung für die Umsetzung ist deshalb dringend erforderlich.
Die Volieren, die einst ein beliebter Treffpunkt für Schulklassen und Senioren waren, werden bald abgebaut. Die Zukunft des Kirchplatzes bleibt bis auf weiteres ungewiss. Es bleibt abzuwarten, ob Hinrichs‘ Wünsche für eine neue Voliere in Erfüllung gehen und es eine weitere Anlaufstelle für Tierfreunde in Esens geben wird, die die Verbundenheit zur Natur fördert und erhalten bleibt. Details zu dieser Thematik sind auf www.nwzonline.de nachzulesen.