Im Wangerland, genauer gesagt in Groß Strückhausen, erlebt die Familie Schemering eine extrem herausfordernde Zeit auf ihrem Bauernhof. Die Blauzungenkrankheit hat ihnen nicht nur tierische Verluste beschert, sondern auch wirtschaftliche Einbußen. Trotz einer durchgeführten Impfung haben sie schwere Schäden erlitten, was zu einer starken Inanspruchnahme ihrer Ressourcen führte.
Hergen und Reemt Schemering, die den Hof seit zweieinhalb Jahren gemeinsam betreiben, haben in den letzten Wochen kaum Schlaf gefunden, während sie 125 Hektar Futtermais und den fünften Silageschnitt einbrachten. „Wir haben in den vergangenen Tagen keine Nacht über vier Stunden geschlafen. Nun kehrt endlich etwas Ruhe ein“, beschreibt Hergen die Situation, die sie als „Powerwoche“ bezeichnen.
Auswirkungen der Blauzungenkrankheit
Die Blauzungenkrankheit hat sich als erhebliche Bedrohung für Rinder, Schafe und Ziegen in ganz Europa erwiesen. „Die ganze Herde war von dem Virus betroffen“, so Hergen Schemering. Das Virus hat nicht nur die Schafhaltung betroffen, die als besonders anfällig gilt, sondern auch die Kuhhaltung, was zuvor nicht abzusehen war. Mit Symptomen, die sich durch Entzündungen an Eutern und Schleimhäuten, Gelenkschäden und Fieber äußern, brachte die Krankheit einige Kühe an ihre Grenzen. „Wir können das nur mit Schmerzmitteln lindern“, fügt Reemt hinzu. Alarmierend sind auch die potenziellen Fehlgeburten, die die Krankheit zur Folge haben kann.
Erst Ende Juni erlangt die Familie Kenntnis von den ersten Fällen in Deutschland, und am 6. Juli wurde das Virus erstmals in Blutproben ihres Viehs nachgewiesen. Von da an verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Kühe schnell. „Jeden Tag zeigten sich bei zwei oder drei weiteren Kühen die Symptome“, berichtet Reemt Schemering. Umso dringender wurde die Frage nach einer Impfung, obwohl die damals verfügbaren Impfstoffe nur eine Notfallzulassung hatten und die Bedenken bezüglich möglicher Nebenwirkungen bestehen blieben.
Die Diskussion über die Impfung war intensiv, aber für die Brüder war es am Ende der richtige Schritt. Der Impfschutz verbesserte die Immunität der Tiere und führte dazu, dass viele von ihnen nur einen milden Krankheitsverlauf hatten.
Wirtschaftliche Einbußen und Kritik an der Tierseuchenkasse
Trotz der Impfung war der Schaden bereits eingetreten. Die Gesundheitsprobleme führten dazu, dass einige Tiere nicht wieder vollständig gesund wurden, während andere mit schwerwiegenden Folgen zu kämpfen hatten. Ein gut ein Dutzend Kühe wurde aufgrund schwerer Gelenkschäden von ihren Qualen erlöst. „Das macht einen sprachlos“, äußert Hergen Schemering über die leidtragenden Tiere, an denen die Familie hängt.
Die wirtschaftlichen Folgen sind ebenfalls beträchtlich. Die monatlichen Tierarztkosten haben sich während der Hochphase der Seuche auf das Fünffache erhöht, und die Milchproduktion ging um bis zu ein Viertel zurück. „Das wird sich bereits auf die nächste Abrechnung auswirken“, gibt Reemt zu bedenken, während er die ungefähren gesamten finanziellen Einbußen beziffern möchte.
Obwohl sie über eine Ausfallversicherung verfügen, bleibt abzuwarten, wie weit diese dem Betrieb helfen kann. Ein kleiner Lichtblick ist jedoch, dass ihre Maßnahmen zur Impfung den Schaden zumindest etwas verringert haben. Doch die Regelungen der Tierseuchenkasse rufen bei den Landwirten Kritik hervor. Diese ersetzt nur die toten Tiere, die mindestens zwei Wochen nach der letzten von zwei notwendigen Impfungen gegen das BTV-3-Virus verstorben sind – eine Bedingung, die sich in der Praxis als äußerst schwierig präsentiert.
Die Brüder Schemering haben die Erfahrung gemacht, dass sich der Gesundheitszustand der Tiere oft bereits vor der Entfaltung der Impfwirkung verschlechtert. Mittlerweile zeigen allerdings die Impfungen positive Resultate. „Der Druck lässt nach. Wir hoffen, dass die Herde damit durch ist“, schließt Hergen optimistisch.
Für weitere Informationen über die Herausforderungen, mit denen die Familie Schemering konfrontiert ist, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.nwzonline.de.