Die evangelische Nordkirche hat in Stralsund zum ökumenischen Reformationsempfang geladen und hochrangige Vertreter der katholischen Kirche versammelt. Unter dem Motto „Gemeinsam unterwegs“ wurde am 31. Oktober, einem Tag, der die Trennung der Kirche durch Martin Luther gedenkt, die Einheit der beiden Kirchen in den Vordergrund gerückt. Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt und Erzbischof Heiner Koch betonten in einem gemeinsamen Gottesdienst die Bedeutung der Gnade Gottes als Grundlage des Lebens für beide Kirchen.
Ein Meilenstein der Versöhnung
Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, die vor 25 Jahren von beiden Kirchen unterzeichnet wurde. Dieses Dokument ist ein entscheidender Schritt zur Versöhnung zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche und thematisiert die Frage, ob der Mensch durch gute Taten oder allein durch den Glauben vor Gott gerecht wird. Kühnbaum-Schmidt hob hervor, dass die Versöhnung nicht nur innerhalb der Kirche, sondern auch zwischen den Menschen in einer von Konflikten und Polarisierungen geprägten Welt von Bedeutung ist.
In einer Zeit, die oft als „gnadenlos“ beschrieben wird, sei die gemeinsame Erklärung ein Zeichen des Friedens und der Hoffnung auf Versöhnung. Kühnbaum-Schmidt betonte die Wichtigkeit des Dialogs, auch bei unterschiedlichen Ansichten, und forderte Geduld und Vertrauen in diesen Prozess. Der Reformationstag, der seit 2018 im Norden als Feiertag begangen wird, erinnert nicht nur an Luthers revolutionäre Thesen, sondern auch an die Möglichkeit, Brücken zwischen den Glaubensgemeinschaften zu bauen.