Die katholische Kirche in Schleswig-Holstein steht vor dramatischen Veränderungen. Seit 2021 hat sich die Mitgliederzahl um über 10.000 reduziert, was zu einem erheblichen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen geführt hat. Diese finanziellen Schwierigkeiten zwingen das Erzbistum Hamburg dazu, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die verbleibenden Kirchenhäuser zu erhalten. Marco Chwalek, Sprecher des Erzbistums, erklärt, dass „alle Gebäude auf dem Prüfstand“ stehen und einige geschlossen, umgewidmet oder verkauft werden müssen. Ein Beispiel ist die Pfarrei St. Ansverus, die den Großteil ihrer Kirchengebäude aufgeben wird, da die jährlichen Unterhaltskosten für viel genutzte Gotteshäuser bei einem Durchschnitt von 50.000 Euro liegen, während denkmalgeschützte Kirchen oft noch teurer im Erhalt sind, wie NDR berichtete.
Ökumenische Lösungen in der Not
Im Zuge dieser Entwicklungen zeigt sich in Lübeck ein interessanter Aspekt: Aus der Not heraus entsteht eine neue Form der Ökumene. Die katholische Gemeinde von Liebfrauen hat sich mit der evangelischen Gemeinde St. Christophorus zusammengeschlossen und feiert nun gemeinsam Gottesdienste. Die beiden Gemeinden haben einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, sodass die Katholiken ihre Messen hintereinander mit den Protestanten durchführen. Dies erfordert einige Anpassungen, wie das zeitweise Zurückstellen bestimmter Rituale, zeigt aber gleichzeitig, dass die Solidarität und der Gemeinschaftssinn stark sind. Der katholische Pastor Peter Andreas Otto kommentiert diese Veränderungen überraschend positiv: „Das Herz sagt, es tut weh, sein Kirchenhaus zu verlassen, aber es öffnet auch Chancen, gemeinsam Neues zu erschaffen,“ erklärte er im Gespräch mit NDR © NDR.
Schleswig-Holstein, das als eine Ansammlung von 1.104 politisch selbstständigen Gemeinden organisiert ist, sieht sich nicht nur mit den Herausforderungen der Kirchenkonzentration, sondern auch mit der Frage der kommunalen Zusammenarbeit konfrontiert, wie die Liste der Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein aufzeigt. Der Wandel in religiösen Strukturen könnte dabei als Teil eines größeren Trends interpretiert werden, in dem Kooperation und gemeinschaftliches Handeln in den Vordergrund rücken, während die finanzielle Nachhaltigkeit der religiösen Einrichtungen auf dem Spiel steht.
