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Freiburger Studenten retten Essensreste: Trend oder Hygieneproblem?

Stand: 10.10.2024 10:11 Uhr

Im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung setzen Freiburger Studierende auf eine kreative Lösung: das „Bändern“. Dies bedeutet, dass sie an der Mensa auf Essensreste von Kommilitonen achten, um sich ein kostenloses Essen zusammenzustellen. Während sich die Meinungen darüber spalten, ob dies ein cleverer Trend oder eine unhygienische Praktik ist, zeigt es auf jeden Fall, dass viele nach Wegen suchen, den übermäßigen Abfall zu vermindern.

Die Idee des „Bänderns“ hat in der Öffentlichkeit für gemischte Reaktionen gesorgt. Ein Teil der Studierenden findet es lobenswert, übrig gebliebenes Essen zu verwerten, während andere es als unappetitlich empfinden. Kritiker hinterfragen, ob das Aufheben von Essensresten tatsächlich illegal ist. Die Antwort darauf ist nicht so einfach, wie es scheint.

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Bändern gegen Lebensmittelverschwendung

2020 belief sich der Abfall an Lebensmitteln in Deutschland auf etwa 11 Millionen Tonnen, davon entfallen 17 Prozent auf die Außer-Haus-Verpflegung - wie in Restaurants oder Mensen. Ein erheblicher Teil dieses Abfalls könnte jedoch noch verwertbar gewesen sein, was die Initiative der Studierenden positiv erscheinen lässt.

Tatsächlich haben die Freiburger Studierenden ein jahrelanges System etabliert, das es ihnen ermöglicht, Reste sinnvoll zu nutzen. Dabei stehen sie an der Geschirrabgabe und sammeln, was andere übrig gelassen haben. Dadurch wird nicht nur der Geldbeutel entlastet, sondern auch der Ressourcenverbrauch durch überflüssige Essensproduktion. Dies ist ein Beispiel für nachhaltige Praktiken in der Hochschulverpflegung, die von vielen als gesellschaftliche Verantwortung betrachtet wird.

Wie hygienisch ist das Bändern?

Eine häufige Sorge ist die Hygiene beim Bändern. Bedeutet das Essen von Fremdtellern nicht, dass man sich potenziellen Viren oder Bakterien aussetzt? Hierzu gibt es jedoch einige Erleichterungen: Ein Sprecher des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums betont, dass das Risiko der Übertragung über Essensreste als vergleichsweise gering eingestuft wird. Viel bedeutender sei der zwischenmenschliche Kontakt.

Bänderer bringen oft ihr eigenes Geschirr mit, um hygienische Standards sicherzustellen. Zudem wird darauf hingewiesen, dass die Bänderer eher eine Form der Solidarisierung und des gemeinschaftlichen Umgangs mit Ressourcen praktizieren.

Trotz der positiven Aspekte hat das Studierendenwerk Freiburg das Bändern seit 2016 offiziell verboten, unter Verweis auf gesundheitliche Bedenken und rechtliche Unklarheiten. Die Frage der Haftung im Falle von gesundheitlichen Problemen wird als kompliziert erachtet. Professor Dr. Martin Heger von der Humboldt-Universität Berlin hat jedoch erklärt, dass die rechtlichen Bedingungen für Diebstahl in diesem Kontext nicht gegeben seien, da das vorübergehende Wegnehmen von Essensresten nicht das Eigentum des Studierendenwerks verletze.

Es bleibt offen, wie denn die Rechtslage im Detail aussieht und ob weitere Universitäten im Land das „Bändern“ tolerieren werden. Einige Institutionen berichten, dass ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln bereits durch gute Portionierungspraktiken erreicht wird. Beispielsweise gewichten in Heidelberg die Studierenden ihre Portionen bereits sofort, was zu weniger Abfällen führt.

Zudem versuchen einige Studierendenwerke, durch Initiativen wie den Fairteiler-Schrank in Ulm, überschüssige Lebensmittel einer breiteren Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. In Tübingen-Hohenheim wird neue Resteverarbeitung praktiziert – übrig gebliebene Gerichte werden am nächsten Tag günstiger angeboten oder für neue Rezepte verwendet, etwa Salate und Suppen. Doch ob das Bändern langfristig die Lösung für das Problem der Lebensmittelverschwendung wird, bleibt im Moment abzuwarten.

Für weiterführende Informationen und einen umfassenden Einblick in die Thematik empfehlen wir den Artikel auf www.tagesschau.de.


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