Die Bauarbeiten am Auerbergtunnel in Oberau sind erheblich im Verzug und werden voraussichtlich nicht vor 2030 abgeschlossen sein. Ursprünglich war ein Fertigstellungstermin im laufenden Jahrzehnt angestrebt, aber nun zeigt sich, dass die Herausforderungen am Bau in diesem alpinen Gebiet größer sind als gedacht. Der Projektleiter der Autobahn GmbH, Christian Schauer, schilderte die aktuelle Situation auf einer Baustellenbesichtigung.
Ein komplexes Zusammenspiel von Geologie und instabilen Böden hat für massive Verzögerungen gesorgt. Der Hang, an dem der Auerbergtunnel entstehen soll, stellte sich als problematisch heraus, was zu einem Umbau der ursprünglichen Pläne führte. „Wir hatten bis zu 20 Zentimeter Bewegung im Gelände“, berichtete Schauer, was ein hohes Risiko für die Sicherheit der Bauarbeiten bedeutete. Um diesem Problem entgegenzuwirken, mussten umfangreiche Hangsicherungsmaßnahmen getroffen werden, die viele Ressourcen in Anspruch nehmen.
Technische Herausforderungen und Hangsicherungsmaßnahmen
Bei den Sicherungsarbeiten wurden Hunderte von Stahlnägeln bis zu 15 Meter in den Berg getrieben, während Anker von bis zu 50 Metern Länge eingesetzt wurden, um den Hang zu stabilisieren. Diese umfassenden Maßnahmen kosten nicht nur Zeit, sondern auch signifikant mehr Geld als ursprünglich eingeplant. Die gesamten Baukosten sind mittlerweile auf etwa 240 Millionen Euro geschätzt, was ein Anstieg von über 30 Prozent im Vergleich zur ursprünglichen Kalkulation von 2020 darstellt. Ursprünglich waren 167 Millionen Euro eingeplant.
Ein weiteres zentrales Problem sind die Entwässerungsbohrungen, die zur Druckregulierung im Baugrund notwendig sind. Wie Schauer erklärte, hatten sie vor über einem Jahr beim Landratsamt die Genehmigung hierfür beantragt, die bislang jedoch auf sich warten lässt. Dies führte dazu, dass die Bauarbeiten letztes Monat für vier Wochen eingestellt werden mussten. „Die Genehmigung soll bald kommen“, hofft der Projektleiter optimistisch.
Geplante Baufortschritte und Zeitrahmen
Die Arbeiten am künftigen Südportal des Tunnels erreichen nun die entscheidende Phase, während am Nordende derzeit wenig Fortschritte zu verzeichnen sind. Die Stabilisierung des Moosbodens ist hier noch nicht vollständig abgeschlossen, was die Bauarbeiten verlangsamt. „Im April oder Mai nächsten Jahres soll es dort mit voller Kraft weitergehen“, teilte Schauer mit. Momentan finden die Vorarbeiten für den Tunnelanschlag an der Autobahnseite statt, dessen Beginn im Herbst 2025 angedacht ist.
Der Tunnel wird mit zwei Röhren gebaut und der Vortrieb wird parallel, aber leicht versetzt ausgeführt. Die gesamte Fertigstellung des Projektes zieht sich voraussichtlich über mehrere Jahre, mit einem vollständigen Abschluss zwischen 2030 und 2031. Zusätzliche Baumaßnahmen, die die neue Staatsstraße sowie den Anschluss an die bestehende B2 und die A95 betreffen, sind ebenfalls Teil des Gesamtprojekts.
Diese Verzögerungen und die Kostenexplosion stehen in starkem Kontrast zu den anfänglichen Annahmen und haben bereits zu spannungsgeladenen Diskussionen über die Finanzierungsstrategie geführt. Die Vielzahl an Herausforderungen scheint zudem ein Lehrstück für zukünftige Projekte zu sein, insbesondere angesichts der Probleme, die beim Kramertunnel aufgetreten sind.
Der Auerbergtunnel wird nicht nur wichtig für die Verkehrsanbindung der Region sein, sondern auch ein Zeichen für die Herausforderungen im Tunnelbau unter extremen geologischen Bedingungen darstellen.