Die Kfz-Versicherungsbranche in Deutschland steht vor einem massiven Umbruch. Aufgrund steigender Reparaturkosten müssen Autoversicherungen für 2023 mit deutlich höheren Prämien rechnen. Vor allem die hohen Kosten für Ersatzteile und Werkstattdienste haben in den letzten Jahren zur Erhöhung der Versicherungspreise beigetragen. Diese wesentlichen Veränderungen haben unmittelbare Auswirkungen auf Autofahrer und deren Versicherungskosten.
Laut dem Gesamtverband der Versicherer (GDV) kostete ein Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung im vergangenen Jahr durchschnittlich rund 4.000 Euro; vor einem Jahrzehnt lag dieser Betrag noch bei 2.400 Euro. Auch die prognostizierten Verluste der Versicherer sind alarmierend: Nach Angaben des GDV haben die Firmen im letzten Jahr etwa drei Milliarden Euro verloren, und in diesem Jahr könnten die Verluste zwischen 1,3 und zwei Milliarden Euro liegen.
Branche unter Druck
Diese drastischen finanziellen Einbußen haben es notwendig gemacht, die Kfz-Versicherungsprämien anzuheben. Große Versicherer wie Huk Coburg und Allianz haben bereits signalisiert, dass die Preise auch in diesem Jahr steigen werden, wenngleich sie keine konkreten Zahlen nennen. Die Versicherungsaufsicht Bafin fordert zudem von den Anbietern, dass sie die „Schadeninflation“ in ihren Berechnungen berücksichtigen müssen.
Wie das Vergleichsportal Verivox meldet, liegen die Preise für Kfz-Versicherungen aktuell im Durchschnitt etwa 25 Prozent über dem Vorjahresniveau. Laut Verivox-Geschäftsführer Wolfgang Schütz sei mit einer weiteren Teuerung in naher Zukunft zu rechnen. Hauptgrund sind die steigenden Reparaturkosten, die durch die zunehmende Komplexität moderner Fahrzeuge verursacht werden, einschließlich der verbauten Kameras, Sensoren und Elektroniksysteme.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der hohe Wettbewerbsdruck. Kunden haben die Möglichkeit, ihre Versicherungsangebote schnell und unkompliziert online zu vergleichen, was oft zu einem Wechsel der Kfz-Versicherung führt. Der ADAC berichtet, dass jeder zweite Autofahrer in den letzten fünf Jahren seine Versicherung gewechselt hat. Diese hohe Wechselbereitschaft zwingt die Anbieter dazu, ihre Prämien nicht zu stark anzuheben, um Kunden nicht zu verlieren.
Dass die Wechselmöglichkeiten für die Verbraucher so günstig sind, ist darauf zurückzuführen, dass nur einige grundlegende Informationen benötigt werden: der Fahrzeugschein, persönliche Daten, der Wohnort sowie die Schadenfreiheitsklasse, die angibt, wie viele unfallfreie Jahre ein Fahrer vorweisen kann. Das macht es für die Mehrheit der Autofahrer einfach, Kosten zu vergleichen und gegebenenfalls Wechsel vorzunehmen.
Die kommenden Monate könnten für viele Autofahrer also entscheidend sein. Wer seine Kfz-Versicherung noch vor dem 2. Dezember kündigen möchte, sollte sich schnell um ein neues Angebot bemühen. Denn wie es aussieht, gibt es im kommenden Jahr keine Besserung auf dem Versicherungsmarkt in Sicht. Agieren die Autofahrer rechtzeitig, können sie möglicherweise die finanziellen Erhöhungen abfedern und Einsparungen erzielen.