Im Süden Deutschlands herrscht neue Aufbruchstimmung bei den Mitarbeitern von Kendrion in Villingen-Schwenningen. Nachdem das Unternehmen im April 2024 bekannt gab, dass es sich von seiner Automotive-Sparte trennen werde, hat sich die anfängliche Unsicherheit nun in Optimismus gewandelt. Mit der Übernahme durch das US-Unternehmen Solero Technologies am 1. Oktober ist ein neuer Abschnitt begonnen, der sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt.
Die Führungskräfte von Solero, angeführt von CEO Donald James und Cyrus Nikou, dem Eigentümer des Kapitalgebers Atar Capital, besuchten die Belegschaft direkt nach der Übernahme. Beim Festakt am 14. Oktober legten sie den Fokus auf ambitionierte Ziele, die die Mitarbeiter motivieren sollten, neue Wege zu gehen. „Es liegt ein sehr, sehr langer Weg hinter uns“, erklärte Ralf Wieland, der neue COO von Solero, und zeigte sich erleichtert über den erfolgreichen Abschluss der Übernahme.
Ein neuer Anfang für die Automotive-Sparte
Die Übernahme umfasst den Großteil der Automotive-Sparte von Kendrion, einschließlich mehrerer Standorte. Vorübergehend wurde der Bereich als Koper GmbH firmiert, ein Name, der entschlüsselt „Käufer“ bedeutet. Nun ist diese Bezeichnung jedoch obsolet, und der Fokus liegt auf dem neuen Kapitel mit Solero. „Wir glauben an eine erfolgreiche Investition“, stellte Nikou klar, und er fügte hinzu, dass Solero intensiv verschiedene „Deals“ geprüft habe, bevor man sich für diesen Schritt entschieden habe.
Ein zentraler Punkt in der Strategie von Solero ist die Verdopplung des jährlichen Umsatzes – von derzeit einer halben Milliarde Dollar auf eine Milliarde. Das Ziel: unter die Top Drei der Automotive-Unternehmen aufzusteigen. Diese ehrgeizigen Pläne stehen jedoch vor der Herausforderung, dass auf dem europäischen Automobilmarkt viele Firmen, darunter auch bedeutende Kunden wie Mercedes und Volkswagen, unter Druck geraten sind.
Das Personal wächst
Mit der Übernahme von Kendrions Automotive-Sparte hat Solero seine Mitarbeiterzahl erheblich erhöht. Vor der Übernahme arbeiteten bereits 500 Angestellte für den US-Konzern, und durch die Eingliederung von rund 1000 Mitarbeitern aus der Automotive-Abteilung von Kendrion, wächst die Belegschaft auf insgesamt 1500. Diese Fusion bietet Potenzial, könnte aber auch neue Fragen aufwerfen, insbesondere in einer Zeit, in der sich die Automobilbranche grundlegend wandelt.
Die Mitarbeiter zeigten sich beim Betriebsfest gut gelaunt und trugen T-Shirts mit dem neuen Logo von Solero. Das Management sorgte für eine feierliche Atmosphäre, mit Geschenken und Erinnerungsfotos, die die positive Stimmung unterstrichen. „Die Herausforderungen von gestern bleiben, aber wir sind jetzt besser aufgestellt“, betonte COO Wieland und unterstrich die Notwendigkeit, sich den weiter bestehenden Herausforderungen zu stellen.
In Villingen-Schwenningen bleibt auch Kendrion weiterhin aktiv, da die verbleibenden 440 Mitarbeiter im Industriebereich des Unternehmens beschäftigt sind, wo Produkte wie magnetische Bremsen für Aufzüge gefertigt werden. Das Firmenschild am Eingang des Standorts verdeutlicht die gleichzeitige Präsenz von Kendrion und Solero Technologies, zwei Akteuren, die sich in einem sich verändernden Markt behaupten müssen.
Die Zukunft der Branche bleibt ungewiss, doch für die Brandaktualität der Automobilindustrie ist diese Übernahme signifikant. Mit dem Wechsel des Eigentümers und dem neuen Elan in der Firmenstruktur richtet sich der Fokus klar auf geschäftliches Wachstum und Innovation. Die nächsten Schritte werden zeigen, ob die angestrebten Ziele in Riesensprüngen Realität werden können.