In Schorndorf, einer Stadt mit rund 40.000 Einwohnern im Rems-Murr-Kreis, ist es seit Mitternacht stockdunkel. Die Straßenbeleuchtung wird seit Ende 2022 abgeschaltet, was zu erheblichem Unmut unter den Anwohnern führt. Ein einfaches Licht an oder aus, so die Forderungen aus der Bevölkerung, reicht nicht aus, um die Probleme zu lösen. Das Thema hat sich inzwischen zu einem heißen Eisen entwickelt, das auf der politischen Agenda steht.
Fabian Ziehe, ein lokaler Journalist, beschreibt seine Erfahrungen in der Stadt und dokumentiert die Eindrücke nach Mitternacht. „Paint it black“, so könnte man skizzieren, was nach Mitternacht passiert. Die einstmals hell erleuchteten Straßen verwandeln sich in eine rabenschwarze Umgebung, und nicht nur der für Schorndorf typischen nächtlichen Ruhe wird Rechnung getragen, sondern auch dem Sicherheitsbedürfnis der Bewohner. Petra Wahle, eine der betroffenen Bürger, äußert ihre Bedenken und erklärt, dass sie sich in der Dunkelheit unsicher fühlt. „Ich will wissen, wo ich laufe und wer hinter mir läuft“, betont sie, während der Straßenraum um sie herum im Dunkeln verschwinde.
Siegel für Sicherheit: Die Diskussion um die Straßenbeleuchtung
Die Empörung über die dunklen Straßen ist weit verbreitet. In Social Media und bei politischen Diskussionen zeigt sich, dass nicht nur Petra Wahle ein Bedürfnis nach mehr Sicherheit hat. Auch Briefträger und Schichtarbeiter beklagen sich über das Fehlen von Licht, zumal es kürzlich in ihrer Nachbarschaft zu einem Einbruch gekommen war.
In den letzten Wochen hat sich die CDU im Gemeinderat verstärkt mit dem Thema beschäftigt. Der Stadtrat Ingo Sombrutzki hat einen Antrag formuliert, der eine Anpassung der Abschaltzeiten fordert. Statt Mitternacht könnte das Licht erst um 1:30 Uhr ausgeschaltet werden, um den Bedürfnissen der Bürger Rechnung zu tragen. Ein Kompromiss, der zeigt, dass man sich auch in der Stadtverwaltung des Problems bewusst ist.
Die gegenwärtige Situation hat auch ihre positiven Seiten. Viele Menschen begrüßen die Gelegenheit, den Sternenhimmel über Schorndorf zu sehen, ohne von Straßenlampen gestört zu werden. Energieersparnis ist ebenfalls ein Thema von Bedeutung – ein Aspekt, der in Zeiten des Klimawandels nicht ignoriert werden kann. Die Abschaltung der Laternen sorgt dafür, dass weniger Strom verbraucht wird, und könnte auch für eine Verringerung der Lichtverschmutzung sorgen.
Technologische Lösungen für die Straßenbeleuchtung
Es gibt Überlegungen zu moderneren Ansätzen für die Straßenbeleuchtung, wie die Einführung einer „adaptiven Straßenbeleuchtung“. Diese Technologie könnte mittels Sensoren feststellen, wenn sich Menschen oder Fahrzeuge in der Nähe befinden, und die Beleuchtung dann nur aktivieren, wenn sie tatsächlich benötigt wird. Ein solches System könnte den Bürgern Sicherheit bieten und gleichzeitig zur Energieeinsparung beitragen.
In anderen Städten wie Ludwigsburg wird ein smartes Modell getestet, das als Vorbild für Schorndorf dienen könnte. Immer mehr Anwohner fordern von den städtischen Behörden eine intelligente Lösung, die sowohl ihre Bedürfnislage als auch die Umwelt berücksichtigt. Oberbürgermeister Bernd Hornikel hat bislang keine klare Antwort auf die Fragen gegeben, wie es mit der Straßenbeleuchtung weitergeht. „Es wird demnächst Beratungen im Gemeinderat geben,“ so eine Mitteilung aus dem Rathaus.
Die Diskussion um die Straßenbeleuchtung in Schorndorf steht also erst am Anfang. Vor dem Hintergrund der Einsparungen, der Sicherheitsbedürfnisse der Bürger und dem Wunsch nach umweltfreundlichen Lösungen bleibt abzuwarten, wie die Stadtpolitik auf diese Herausforderungen reagiert. Die Bürger scheinen bereit für Veränderungen, die sowohl den Sicherheitsaspekt als auch die Umwelt in den Blick nehmen.