Österreichs Industrie am Limit: Länger arbeiten für den Wohlstand?
Christoph Neumayer diskutiert Herausforderungen für Österreichs Industrie und fordert Maßnahmen zur Wettbewerbsfähigkeit im Wirtschaftstalk.

Österreichs Industrie am Limit: Länger arbeiten für den Wohlstand?
In einem aktuellen Wirtschaftstalk, der in der IV-Zentrale am Wiener Schwarzenbergplatz aufgezeichnet wurde, äußerte Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), alarmierende Gedanken zum Industriestandort Österreich. Im Fokus der Diskussion, die unter dem Titel „Industriestandort Österreich – Wo geht die Reise hin?“ stattfand, betonte Neumayer die dringende Notwendigkeit, die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken. Österreichs Wirtschaft kämpft momentan in der längsten Rezession seit 1945, wobei insbesondere die Industrie stark betroffen ist. Hohe Kosten, internationale Handelskonflikte und ungünstige politische Rahmenbedingungen setzen Unternehmen stark unter Druck, wie Leadernet berichtet.
Neumayer warnt vor den massiven Herausforderungen, die der österreichische Industriestandort aktuell bewältigen muss. Er identifizierte drei zentrale Hebel zur Sicherung des Wohlstands: Kostensenkung, Bürokratieabbau und Effizienzsteigerung. Langfristige Strompreiskompensation für energieintensive Unternehmen bis 2030 und die Senkung der höheren Energieabgaben sind kritische Schritte, um die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. Laut OTS sind die Lohnstückkosten in Österreich um 9,8% gestiegen, was fast doppelt so hoch ist wie in Deutschland.
Forderung nach Reformen und Anreizen
Um das Wohlfahrtssystem zu erhalten, sieht Neumayer die Notwendigkeit, dass Arbeitnehmer:innen künftig länger und mehr arbeiten müssen. Er hebt hervor, dass im Vergleich zu Dänemark, wo die Menschen länger arbeiten, Österreichs Rahmenbedingungen verbessert werden müssen, um längeres Arbeiten attraktiver zu gestalten. Dazu fordert er Anreize für den Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit und für spätere Pensionierungen.
Zusätzlich sollten die politischen Entscheidungsträger in Österreich die Verantwortung übernehmen und stabile Rahmenbedingungen schaffen, um die Industrie zu stärken. Der produzierende Sektor, der sich bereits im dritten Jahr der Rezession befindet, benötigt klare wirtschaftspolitische Richtung und eine Reform des Pensionssystems, um die Belastungen für öffentliche Haushalte zu mindern. Dies sind Maßnahmen, die nicht nur zur Stabilität, sondern auch zur Innovation im Land führen sollen, so Neumayer weiter. Die MeinBezirk berichtet, dass die Bundesregierung konkrete Impulse zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts setzen möchte, mit einem Fokus auf Innovationspolitik und der Förderung zukunftsweisender Branchen.
Langfristige Strategie und aktuelle Entwicklungen
Die österreichische Bundesregierung plant eine umfassende Strategie zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen und die Stärkung von Schlüsselbranchen bis Ende 2025. Dies umfasst die Erleichterung von Investitionen und den Abbau bürokratischer Hürden. Erste Gespräche mit Unternehmen und Stakeholdern sollen bald beginnen. Die Schwerpunkte der Strategie liegen auf Preisstabilität und Energieversorgungssicherheit, Fachkräfteanwerbung sowie der Förderung zukunftsträchtiger Industrien wie der Chip-Produktion und der Life Sciences.
Zusammengefasst sehen sowohl Neumayer als auch politische Entscheidungsträger die Notwendigkeit eines klaren Kurswechsels in der Wirtschaftspolitik, um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs langfristig zu sichern und die Herausforderungen der aktuellen Rezession zu meistern.