Internationaler Tag gegen Desinformation: Demokratie in Gefahr!
Am 27. November ist der internationale Tag gegen Desinformation, initiiert von Dietmar Pichler, zur Stärkung der Demokratie.

Internationaler Tag gegen Desinformation: Demokratie in Gefahr!
Am 27. November wird weltweit der „International Disinformation Awareness Day“ begangen, ein Ereignis, das 2021 von Dietmar Pichler, dem heutigen Head Analyst beim Institut zur Verteidigung der Europäischen Demokratien (INVED.eu), ins Leben gerufen wurde. Unterstützung erhielt er dabei von Anna Pattermann, der Vorsitzenden des Vereins Unlimited Democracy. Der Tag zielt darauf ab, die Gefahren der Desinformation herauszustellen, die sowohl auf internationaler als auch nationaler Ebene eine bedeutende Bedrohung für die Demokratie, die Umwelt und die Gesundheit darstellt. Autokratische Staaten wie Russland und China sowie lokale Populisten nutzen Desinformation gezielt, um demokratische Strukturen zu schwächen. An diesem Tag wird auch denjenigen gedankt, die sich aktiv gegen Fakes, Manipulation und Propaganda einsetzen und der INVED möchte zur Verteidigung der Demokratie gegen internationale Angriffe auf den Informationsraum beitragen.
Im Kontext der Desinformation sind interdisziplinäre Ansätze von zunehmender Bedeutung. So fand am 26. Oktober 2022 der erste jährliche Disinformation Day statt, organisiert von Good Systems’ Forschungsteam unter der Mitwirkung von etwa 150 Teilnehmern aus aller Welt. Ziel dieser Veranstaltung war es, die Herausforderungen und Chancen im Kampf gegen digitale Desinformation zu diskutieren. Dr. Dhiraj Murthy und Dr. Matthew Lease eröffneten die Diskussion, die sich unter anderem mit den Themen Faktenscheck und Bias in der Datenannotation beschäftigte. Ein wichtiger Punkt der Keynote von Dr. David Corney von FullFact war, dass es unabdingbar ist, die relevantesten Ansprüche täglich zu überprüfen und Nutzer in alle Phasen der Tool-Entwicklung einzubeziehen.
Die Herausforderungen im Faktencheck
Im Zuge der Fortschritte bei der Bekämpfung von Desinformation wurden auch die Schwachstellen von Faktenchecks beleuchtet. Meta und Google haben angekündigt, ab 2025 auf Faktenchecks in sozialen Netzwerken und Suchergebnissen zu verzichten, was laut Google auf die geringe Nutzung und den fehlenden wesentlichen Mehrwert zurückzuführen ist. Mark Zuckerberg merkte an, dass das Faktencheck-Programm oft als Zensurinstrument wahrgenommen wird, obwohl es nicht dazu dient, Inhalte zu zensieren. Tatsächlich erreichen Faktenchecks oft weniger Menschen als die Ursprungsinformationen, und es gibt mehr Desinformationen als Faktenchecks.
Die Prüfung von Behauptungen für Faktenchecks kann zeitaufwendig sein, was die Effizienz der Maßnahmen einschränkt. Nutzer könnten fälschlicherweise annehmen, nicht geprüfte Beiträge seien korrekt, was die Verbreitung falscher Informationen weiter vorantreibt. Auch die Algorithmen sozialer Netzwerke befördern emotional formulierte Desinformationen gegenüber sachlichen Inhalten. Die Kontextualisierung dieser Herausforderungen und die Entwicklung neuer Technologien zur Unterstützung von Faktenscheckern sind daher notwendig. Es sollte ein Aufruf zur verstärkten Zusammenarbeit zwischen Forschern, Faktenscheckern, Fachleuten und Organisationen bestehen, um effektive, faire und diverse Tools zur Bekämpfung von Desinformation zu entwickeln.
In Schulen sollten Faktenchecks auch als Anlass für Diskussionen über Medienmechanismen und deren Relevanz in der heutigen Zeit genutzt werden. Für Lehrkräfte könnten Ansätze entwickelt werden, um Faktenchecks an das konsumierbare Format junger Nutzer anzupassen, beispielsweise durch die Umwandlung in Videos. Trotz der Herausforderungen und der Kritik bleiben Faktenchecks eine bedeutende Methode, um Desinformation zu entlarven und zur Bildung einer informierten Öffentlichkeit beizutragen.
Insgesamt liegt es an der Gesellschaft, aktiv gegen die Zunahme von Desinformation vorzugehen und insbesondere die Medienkompetenz zu fördern, um den Herausforderungen im digitalen Zeitalter gewachsen zu sein.